Johan Castberg (* 21. September 1862[1] in Brevik; † 24. Dezember 1926[2] in Oslo) war ein norwegischer Richter und Sozialpolitiker. Er war der erste norwegische Sozialminister überhaupt (1913–1914) und hat durch die Einführung der Castbergske barnelover (Castberg-Kindergesetze) den unehelichen Kindern den Anspruch auf das Erbe und den Namen ihres Vaters verschafft. Castberg war schon seit seinen jungen Jahren in der liberalen Bewegung (venstrebevegelsen) aktiv, als Lokalpolitiker, Parlamentsabgeordneter und Minister, aber vor allem als aktiver Teilnehmer an öffentlichen Debatten. Zu radikal für die Venstre, gründete er 1906 seine eigene Partei Arbeiderdemokratene, die klein blieb, was aber Castbergs politischen Erfolg keineswegs beeinträchtigte: „Obwohl Castberg formell nie die höchsten politischen Ämter bekleidete, hatten nur wenige Menschen so viel Einfluss auf die norwegische Politik in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wie er. Er hatte großen Einfluss auf eine Reihe von Gesetzen und Gesetzesvorlagen, darunter das Konzessionsgesetz, das Krankenversicherungsgesetz, das Scheidungsgesetz, das Arbeitsschutzgesetz und das Gesetz über Arbeitskonflikte.“[3] Seine Tagebücher aus den Jahren 1900–1917 sind eine wichtige Quelle für die politische Geschichte Norwegens in dieser Zeit.