Jozef Gašpar Tiso (Aussprache [ˈjɔzef ˈtisɔ]; * 13. Oktober 1887 in Nagybiccse, heute Bytča; † 18. April 1947 in Bratislava) war ein römisch-katholischer Priester sowie tschechoslowakischer und slowakischer Politiker und Parteivordenker der Ludaken. Als deren Parteichef, erster Ministerpräsident und danach Staatspräsident des diktatorisch regierten Slowakischen Staates kollaborierte er von 1939 bis 1945 mit NS-Deutschland.
Aus einer slowakischen Familie der unteren Mittelschicht stammend, wurde Tiso 1906 vom Bistum Nitra als begabter Absolvent des Piaristengymnasiums der Diözese zum Theologiestudium an das Pazmaneum in Wien entsandt. Dort wurde er 1910 zum Priester geweiht und erlangte 1911 den Doktorgrad. Nach kurzem Kriegseinsatz als Militärkaplan an der Ostfront und in Slowenien während des Ersten Weltkriegs wurde Tiso 1915 vom Nitraer Bischof zum Theologieprofessor an das Piaristengymnasium in Nitra berufen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Tiso von amerikanischen Einheiten im bayerischen Altötting festgenommen und an die Tschechoslowakei ausgeliefert, wo er in Bratislava von einem Volksgericht nach einem umstrittenen Prozess als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt wurde. Am 18. April 1947 wurde Tiso in Bratislava gehängt.