Jurafrage

Die sieben jurassischen Bezirke
Wappen der Kantone Jura (links) und Bern

Die Jurafrage (französisch Question jurassienne), auch Jurakonflikt (Conflit du Jura) genannt, ist eine politische Auseinandersetzung im Jurabogen im Nordwesten der Schweiz. Seit dem 19. Jahrhundert versteht man darunter ein Minoritätenproblem, das sich aus der Angliederung des ehemaligen Fürstbistums Basel an den mehrheitlich deutschsprachigen, protestantischen Kanton Bern und der daraus entstandenen Abhängigkeit der französischsprachigen, katholischen Bevölkerung ergeben hat. Der Konflikt eskalierte Mitte des 20. Jahrhunderts und gipfelte in der Gründung des Kantons Jura im Norden der Region, während der Berner Jura im Süden beim Kanton Bern verblieb. Im weiteren Sinne zur Jurafrage gezählt wird auch die Angliederung des Laufentals an den Kanton Basel-Landschaft, auch wenn die Ursachen dort anders gelagert waren.

Im Jahre 1815 schlug der Wiener Kongress das fürstbischöfliche Territorium dem Kanton Bern zu. In den 1820er Jahren regten sich unter liberalem Einfluss erstmals separatistische Bestrebungen. Fünf Jahrzehnte später stellten sich katholisch-konservative Kreise während des Kulturkampfes gegen die bernische Religionspolitik, was zu einer Entfremdung zwischen dem katholischen Nordjura und dem reformierten Südjura führte. Überkonfessionell war hingegen der Widerstand gegen Germanisierungsversuche. Eigentlicher Auslöser der Jurafrage und Initialzündung der Separatistenbewegung war 1947 die Moeckli-Affäre. Daraufhin kam es zu lang anhaltenden Spannungen zwischen dem separatistischen Rassemblement jurassien einerseits sowie der Kantonsregierung und der antiseparatistischen Force démocratique andererseits. Die Jurafrage spitzte sich in den 1960er Jahren zu, als die Front de libération jurassien mehrere Brand- und Sprengstoffanschläge verübte.

Um eine friedliche Beilegung des Konflikts herbeizuführen, fanden ab 1970 mehrere Volksabstimmungen statt. Am 23. Juni 1974 erfolgte die Zustimmung zur Gründung eines neuen Kantons, während 1975 der südliche Teil der Region sich für den Verbleib bei Bern aussprach. Der ab 1. Januar 1979 bestehende Kanton Jura umfasste daher nur drei Bezirke im Norden. Das Laufental, das zu einer Exklave geworden war, lehnte 1983 den Wechsel zum Kanton Basel-Landschaft zunächst ab. Nach der Aufdeckung der Berner Finanzaffäre musste die Abstimmung 1989 jedoch wiederholt werden; fünf Jahre später spaltete sich auch das Laufental ab. Daraufhin strebten die Kantone Bern und Jura eine endgültige politische Lösung an und schufen die von 1994 bis 2017 bestehende Interjurassische Versammlung. Die von ihr vorgeschlagene Wiedervereinigung des Kantons Jura und des Berner Jura scheiterte 2013. Hingegen stimmte Moutier, die grösste Stadt des Berner Jura, 2021 dem Kantonswechsel zu. Dieser soll 2026 erfolgen.

Die detaillierten Ergebnisse der Volksabstimmungen sind im Artikel Juraplebiszite zu finden.


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