Unter Kadenz (italienisch cadenza, mittellateinisch cadentia „das Fallen“, von lateinisch cadere „fallen“) versteht man in der Verslehre die metrisch-rhythmische Gestalt des Versschlusses, also der letzten Silben des Verses von der letzten betonten Silbe an. Der Begriff wurde von Andreas Heusler (1865–1940) im Rahmen der von ihm entwickelten Taktmetrik in Anlehnung an den musikalischen Kadenzbegriff eingeführt.
Außerhalb des Heuslerschen Systems werden im neuhochdeutschen Vers aufgrund der Silbenzahl des Versschlusses drei Formen des Versschlusses unterschieden:
Die Bezeichnungen „männlich“, „weiblich“, „stumpf“, „klingend“ usw. entsprechen dabei den gebräuchlichen Bezeichnungen für Reime entsprechender Länge. Die Kadenz ist hierbei unabhängig vom Endreim; das heißt, auch ein ungereimter Vers kann zum Beispiel eine weibliche Kadenz haben. Der reiche Reim ist als Endreim im Deutschen sehr selten, ebenso selten ist eine reiche Kadenz, da auch bei daktylischen Versen der Vers meist katalektisch endet, das heißt der letzte Daktylus —◡◡ wird zu —◡ verkürzt.