Die Witwe eines Kaisers (chinesisch, vietnamesisch und japanisch 皇太后, Pinyin-Aussprache Huángtàihòu, japanisch romanisiert Kōtaigō, vietnamesisch romanisiert Hoàng Thái Hậu, koreanisch 황태후 / 皇太后, romanisiert Hwang Tae Hu) hatte im chinesischen Kulturkreis insofern eine besondere Stellung, als sie nach dem Tod eines Kaisers die einzige Person war, der der Nachfolger formellen Respekt und Ehrerbietung schuldete, insbesondere wenn er noch minderjährig war. Die Kaiserinwitwe herrschte über den Harem, auch eine eventuelle neue Kaiserin war ihr untergeordnet. Zu Lebzeiten eines Kaisers konnte es zur gleichen Zeit immer nur eine Kaiserin geben; mit dem Tod eines Kaisers wurden die verschiedenen Konkubinen meistens im Rang erhöht; insbesondere wurde während mancher Dynastien die leibliche Mutter des Thronfolgers mit dem Tod des Vorgängers zur Kaiserin und anschließend zur Kaiserinwitwe erhoben. Insofern gab es nicht selten zwei Kaiserinwitwen gleichzeitig: die ehemalige Kaiserin als nominelle Mutter aller Kinder des Kaisers und gegebenenfalls die leibliche Mutter des Nachfolgers. Formal herrschte auch ein minderjähriger Kaiser absolut; ob ihm ein Regentschaftsrat zur Seite stehen sollte, wie es zu Anfang der Qing-Dynastie die Regel war, oder eben die Kaiserinwitwe(n), versuchte möglichst sein Vorgänger zu verfügen. Am bekanntesten ist der Fall der Cixi: Der Kaiser Xianfeng setzte für seinen noch minderjährigen Sohn, den Tongzhi-Kaiser, einen achtköpfigen Regentschaftsrat ein, stattete aber die Kaiserin und die Mutter seines Sohnes mit je einem Siegel aus, mit denen alle Erlasse des neuen Kaisers zu beglaubigen waren. Mit dem Xinyou-Staatsstreich von 1861 gelang es der ehemaligen Kaiserin Ci’an und der leiblichen Mutter Tongzhis, Cixi, den Regentschaftsrat zu entmachten und als Kaiserinwitwen gemeinsam die Macht an sich zu reißen. Überlebte eine Kaiserinwitwe auch den Nachfolger, wurde sie wie z. B. die Qing-Kaiserin mit dem Witwennamen Zhaosheng zur Kaiseringroßwitwe (太皇太后, Pinyin Tàihuángtàihòu) erhoben.
Unter der Nördlichen Wei-Dynastie existierte zudem der Titel Amme-Kaiserinmutter (chinesisch 保太后, Pinyin Bǎo Tàihòu), welcher der Amme eines Kaisers verliehen wurde. Dieser Titel fußte auf einer Tradition der Xianbei, die der Mutter des Kronprinzen auferlegte, Selbstmord zu begehen. Die Kronprinzen der Nördlichen Wei-Dynastie wurden daher von Ammen aufgezogen und verliehen ihnen, sobald sie den Thron bestiegen hatten, den Titel der „Amme-Kaiserinmutter“. In späteren Zeiten erhielten die Ammen auch den eigentlichen Titel der „Kaiserinmutter“ und hatten oftmals ebenso viel Einfluss wie diese.
Für die Situation in Europa siehe Kaiserinmutter.