Keuschheit

Hans Memling: Allegorie der Keuschheit, 15. Jh.

Keuschheit (keusch aus lateinisch conscius, ‚bewusst‘), lateinisch castitas ist ein ethisches Konzept der Mäßigung im Umgang mit Sexualität, zumeist aus religiösen Gründen.

Oft wird unter Keuschheit lediglich sexuelle Abstinenz oder Enthaltsamkeit verstanden; das Ideal der gewollten und bewussten Keuschheit ist allerdings weitreichender: Keuschheit bezeichnet das Verhalten einer Person, sich auf Grund eines erworbenen Schamgefühls oder kraft eines bewussten Grundsatzes schamhaft zu verhalten und das Unschamhafte und Verstöße gegen die Sittlichkeit zu meiden. In vielen Kulturen spielt die Aufforderung zur Keuschheit als religiöses Gebot eine Rolle (siehe auch Tabu). Dieses Verständnis von Keuschheit als allgemeine Mäßigung, die nicht auf sexuelles Verhalten alleine beschränkt ist, lässt sich auch an der Entwicklung des Wortes keusch im Deutschen beobachten. Noch im Mittelhochdeutschen bedeutete kiusche „sittsam“ oder „bewusst“. Erst zum Neuhochdeutschen hin verengte sich die Bedeutung hin zur sexuellen Enthaltsamkeit.[1]

In der christlichen Ikonografie werden den sieben Todsünden oftmals die sieben himmlischen Tugenden gegenübergestellt; dabei ist die Keuschheit als Tugend Gegenpart der Wollust (lateinisch luxuria). Diese Zuordnung findet sich bereits in der Psychomachia. Auch in der mittelalterlichen Theologie und dementsprechend in der europäischen Kunstgeschichte bildet die Unkeuschheit oder Lüsternheit das Gegenstück zur Keuschheit und stellt eines der zentralen sieben Laster dar, aus denen Sünden entstehen und die daher auch „Wurzelsünden“ genannt werden.

In der christlichen Ikonografie ist die Lilie ein Symbol der jungfräulichen Reinheit.

  1. F. Bross: Grundkurs Germanistische Linguistik für das bayerische Staatsexamen. Gunter Narr, Tübingen 2014, S. 174.

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