Klassifizierungen von Musikinstrumenten

Klassifizierungen von Musikinstrumenten stellen aufgrund bestimmter Merkmale Beziehungen zwischen den einzelnen Musikinstrumenten her und erlauben innerhalb einer festgelegten Struktur deren Einordnung in Gruppen. Sie sind in einer Kulturtradition entweder über längere Zeit quasi natürlich entstanden oder wurden von einem außenstehenden Betrachter für einen speziellen Zweck theoretisch („künstlich“) entwickelt. Die nur innerhalb einer Kultur gültigen Einteilungen sind im jeweiligen Zusammenhang nicht weniger von Bedeutung als die Klassifikationen mit universalem Anspruch. Die einzelnen Instrumententypen werden einander nach gewissen Ähnlichkeiten zugeordnet, die sich meist auf mehrere Bestimmungskriterien beziehen. Zu den möglichen Kriterien gehört die Art der Tonerzeugung, die Bauform der Musikinstrumente, das Material, ihr symbolischer und mythologischer Gehalt oder ihre gesellschaftliche Funktion.

Die älteste Klassifikation der chinesischen Musik geht vermutlich bis ins 23. Jahrhundert v. Chr. zurück und teilt die Musikinstrumente nach dem Material in acht Klangkategorien (bāyīn). Die um die Zeitenwende schriftlich festgehaltene altindische Musiktheorie prägt bis heute die indische Musik. Sie enthält eine Einteilung in Idiophone (Selbstklinger), Membranophone (Fellklinger), Saiteninstrumente und Blasinstrumente. Im europäischen Mittelalter übernahmen die Musiktheoretiker weitgehend die aus der griechischen und römischen Antike bekannte Einteilung in Schlaginstrumente (zu denen auch Saiteninstrumente gehörten) und Blasinstrumente, die sie zusammen vom Klang der menschlichen Stimme unterschieden. Al-Farabi bewertete die Instrumente der mittelalterlichen arabischen Musik mit unterschiedlichen Kriterien nach ihrer Brauchbarkeit, wobei die Saiteninstrumente, allen voran die Knickhalslaute ʿūd, den höchsten Status erhielten.

Eine systematische Klassifizierung begann in Europa erst Ende des 19. Jahrhunderts, als Victor-Charles Mahillon 1880 das indische System zum Ausgangspunkt nahm und nach der Art der Schwingungserzeugung vier Hauptgruppen bildete. Hierauf basiert die heute am weitesten verbreitete Hornbostel-Sachs-Systematik, die 1914 publiziert wurde. Die offene und universale, prinzipiell für alle Musikinstrumente geeignete Hornbostel-Sachs-Systematik wurde später um fehlende Gruppen ergänzt. Im 20. Jahrhundert entstanden weitere Klassifikationen; in den meisten Fällen, um die Systematik zu verfeinern (Francis W. Galpin 1937, Mantle Hood 1971, Jeremy Montagu und John Burton 1971, MIMO Consortium 2011) oder in dem Bestreben, die vernachlässigte musikalische und gesellschaftliche Bedeutung der Musikinstrumente einzubeziehen. Hans-Heinz Dräger (1948) ging es um akustische Aspekte und die Beziehung der Spieler zu ihren Instrumenten, Kurt Reinhard (1960) um deren musikalische Möglichkeiten.

Klassifikation der Musikinstrumente in Gioseffo Zarlino: Sopplimenti musicali III. Venedig 1588

From Wikipedia, the free encyclopedia · View on Wikipedia

Developed by razib.in