Kloster Muri

Das Kloster von Nordwesten her gesehen

Das Kloster Muri ist eine ehemalige Benediktinerabtei in der Schweiz. Sie befindet sich in Muri im Kanton Aargau, im Zentrum der Region Freiamt. Das denkmalgeschützte Hauskloster der Habsburger ist eines der bedeutendsten Wahrzeichen des Aargaus. Aufgrund seines grossen historischen, architektonischen und kulturellen Wertes ist es als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft.

Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1027 durch Ita von Lothringen und ihren Ehemann, den habsburgischen Grafen Radbot. Fünf Jahre später begannen die ersten, aus Einsiedeln entsandten Mönche mit dem Aufbau der Abtei. Etwas mehr als hundert Jahre lang war Muri ein Doppelkloster, bis sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts das Benediktinerinnenkloster Hermetschwil abspaltete. Die Abtei erwarb Güter und Rechte in den heutigen Kantonen Aargau, Luzern, Thurgau und Zürich. Nach der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 lösten die Eidgenossen die Habsburger als Schirmherren ab. Nach internen Reformen stieg Muri im 17. Jahrhundert zur reichsten Abtei der Schweiz auf, erhielt 1701 den Rang einer Fürstabtei und erwarb daraufhin ein Herrschaftsterritorium am Neckar. Der Niedergang begann 1798 mit dem Franzoseneinfall und den darauf folgenden politischen Umwälzungen. 1841 hob der Kanton Aargau das Kloster auf und löste dadurch den Aargauer Klosterstreit aus, der heftige innen- und aussenpolitische Spannungen zur Folge hatte. Die Benediktiner zogen einerseits nach Sarnen, um dort am Kollegium zu unterrichten, andererseits nach Gries bei Bozen, wo sie 1845 die Abtei Muri-Gries gründeten.

Den Kern der weitläufigen Klosteranlage bildet die Klosterkirche St. Martin, die bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurückreicht. Sie vereint Elemente der Romanik, der Gotik und hauptsächlich des Barocks. Prägend sind die drei Türme sowie das Oktogon, der grösste Kuppelzentralbau der Schweiz. Der daran anschliessende Kreuzgang enthält einen kunsthistorisch bedeutenden Glasgemäldezyklus, das Klostermuseum und eine Ausstellung mit Bildern des Malers Caspar Wolf. Von besonderer Wichtigkeit ist die Loretokapelle, deren Gruft seit 1971 als Begräbnisstätte der Habsburger dient. Das grösste Gebäude des Klosters ist der Ende des 18. Jahrhunderts entstandene Lehmannbau, dessen Ostflügel die längste klassizistische Fassade des Landes besitzt.

Im Kloster Muri soll auch die russische Autorin Ljubow Fjodorowna Dostojewskaja, Tochter des Schriftstellers Fjodor Dostojewski, begraben worden sein.[1]

Heute ist das Kloster Muri ein kulturelles Zentrum von überregionaler Bedeutung. Dazu tragen vor allem die fünf Orgeln der Klosterkirche bei, die regelmässig für Konzerte genutzt werden. Die Nutzung der übrigen Gebäude ist vielfältig (Schule, Bezirks- und Gemeindebehörden, öffentliche Bibliothek, Fachbibliothek und Pflegeheim).

  1. Katka Räber-Schneider: Ljubóv Fjodorowna Dostojewskaja (1869–1926). In: Luise F. Pusch (Hrsg.): Töchter berühmter Männer. Neun biographische Portraits (= Insel TB. Band 979). Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32679-0, S. 421–450, hier: S. 423.

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