Kolumne (Seite)

Ausgebundene Kolumne mit Handsatz-Werkzeug auf einem Setzschiff

Kolumne (in älterer Schreibweise auch Columne, von lat. „columna“, die Säule) wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein von den Buchdruckern im Handsatz für die Seite eines gedruckten Buches verwendet und entspricht daher dem heutigen Satzspiegel. Ein zweispaltiger Satz wurde dementsprechend als gespaltene Kolumne bezeichnet und die entsprechenden Teile der Seiten „Spalten“. Erst seit dem 20. Jahrhundert wird der Begriff ausschließlich als Spalte im Mehrspaltensatz aufgefasst.[1]

Anlass für die Benennung einer Seite als Kolumne (Säule) war sicher der Eindruck, der durch die Anwendung des Blocksatzes auf Textzeilen entsteht. Insbesondere wenn die Seite nicht durch Einzüge in Absätze gegliedert ist, ergibt sich so auf einem Hochformat das Erscheinungsbild einer vertikal ausgerichteten Textmasse, die als Säule interpretiert werden kann.

Die Kolumnenziffer („Columnenziffer“) ist dementsprechend die Seitenzahl. Der ebenfalls daraus abgeleitete Begriff Kolumnentitel („Columnentitel“) entspricht dem der heutigen Kopfzeile, siehe Kolumnentitel. Das auf dem Setzschiff angezeichnete Kolumnenmaß („Columnenmaß“) bildete entsprechend dem späteren Satzspiegel die Begrenzungen des Satzes. Es enthielt sowohl den Kolumnentitel als auch die übrigen Textzeilen. Der Kolumnentitel gehörte demnach zur Kolumne, befanden sich also innerhalb des Satzspiegels.[2] Nach der Herstellung des Zeilensatzes wurden die einzelnen Zeilen innerhalb des Kolumnenmaßes mit der Kolumnenschnur („Columnenschnur“) ausgebunden und auf diese Weise die Kolumne hergestellt. Diese wurde schließlich auf das Setzbrett gestellt (ausgeschossen).[3]

  1. Typolexikon: Kolumne (abgerufen am 4. Juni 2022)
  2. Bachmann 1876 S. 97f. Franke 1856 S. 57
  3. Bachmann 1876 S. 106, 108. Franke 1856 S. 60ff.

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