Konflikt im Nigerdelta

Der Konflikt im Nigerdelta hat seine Wurzeln in ethnischen Differenzen im Vielvölkerstaat Nigeria. In der Kolonialzeit waren die Briten hauptsächlich in Küstennähe, also im Süden, präsent, während sie im Norden nur indirekte Herrschaft über lokale muslimische Herrscher ausübten.

Der Zeitpunkt der Unabhängigkeit 1960 fiel zusammen mit dem Beginn der Erdölförderung, wobei die Fördergebiete im christlichen Süden lagen, die Mehrheit der Bevölkerung jedoch im muslimischen Norden lebte. Das Nigerdelta erklärte sich 1967 unter dem Namen Biafra für unabhängig, wurde jedoch im Biafra-Krieg bis 1970 gewaltsam wieder eingegliedert.

So entstand der bis heute ungelöste Streit um die Erdölförderungen im Nigerdelta zwischen den betroffenen Völkern einerseits und den vor Ort tätigen internationalen Erdölkonzernen, insbesondere das Unternehmen Royal Dutch Shell, und der nigerianischen Zentralregierung andererseits.

Die Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes organisierte 1993 gewaltfreie Demonstrationen für die Rechte der Bewohner in den Ölfördergebieten, die vorübergehend zur Einstellung der Ölproduktion führten. Daraufhin wurde das Gebiet vom nigerianischen Militär besetzt; nach einem inszenierten Schauprozess wurden einige Anführer, darunter der weltweit bekannte Ken Saro-Wiwa, 1995 hingerichtet.

Danach wurden die Proteste immer militanter und die Strukturen immer unübersichtlicher. Die lokale Macht wurde bereits nach einem Bericht von 2005 faktisch von bewaffneten Banden ausgeübt. Die Polizei ist schlecht ausgebildet und korrupt.[1]

Die Erdölförderung schädigt immer mehr die Ökologie und damit die Landwirtschaft, Aquakultur und Fischerei. Der Schaden trifft die lokale Bevölkerung, die Einnahmen aus der Erdölförderung fließen währenddessen anderswo hin. Heute durchkreuzen über 7000 Kilometer (Stand: 2010) zum Teil völlig veraltete Ölpipelines das Nigerdelta. Aufgrund vieler Lecks und häufiger Öldiebstähle läuft nahezu dauerhaft Öl aus und verteilt sich im Land.

  1. The Emergence of Armed Groups in Rivers State. Human Rights Watch (6) The prevailing culture of impunity in Nigeria (englisch, 2005)

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