Kritik und Krise

Kritik und Krise lautet der Titel der Dissertation des Historikers Reinhart Koselleck (1923–2006) von 1954 an der Universität Heidelberg. In der Buchausgabe von 1959 erhielt sie zunächst den Untertitel „Ein Beitrag zur Pathogenese der bürgerlichen Welt“, später dann „Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt“. In der Schrift unterzieht Koselleck die Aufklärung und ihre Geschichtsphilosophie einer vom autoritären Staatsgedanken seines frühen Mentors Carl Schmitt beeinflussten kritischen Bestandsaufnahme. Mit dieser intendiert er, die (scheinbar) humanistisch-universellen Theoreme der Aufklärung als „hypokritische“ Kampfbegriffe bloßzulegen. In Verkennung der Friedensfunktion des absolutistischen Staates in den Religionskriegen des 17. und 18. Jahrhunderts hätten sie dessen Fundament unterhöhlt. Die Eliten des im Schutze des Absolutismus aufgestiegenen Bürgertums hätten mit ihrer aufklärenden Kritik eine Staatskrise ausgelöst, die schließlich zur Französischen Revolution geführt habe. – Die weite Beachtung, die das Buch erfuhr, lässt sich an den mehrfachen Wiederauflagen (Erstausgabe 1959; Taschenbuchausgabe 1973, 11. Auflage 2010) und den zahlreichen Übersetzungen ablesen.


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