Kyoto-Protokoll

Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, kurz Kyoto-Protokoll oder Kioto-Protokoll (benannt nach dem Ort der Konferenz Kyōto in Japan), ist ein am 11. Dezember 1997 beschlossenes Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) mit dem Ziel des Klimaschutzes. Das am 16. Februar 2005 in Kraft getretene Abkommen legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Treibhausgas-Ausstoß – der Hauptursache der globalen Erwärmung – in den Industrieländern fest.[1][2] Bis Anfang Dezember 2011 hatten 191 Staaten sowie die Europäische Union[3] das Kyoto-Protokoll ratifiziert. Die USA lehnten 2001 die Ratifikation des Protokolls ab; Kanada gab am 13. Dezember 2011 seinen Ausstieg aus dem Abkommen bekannt.[4]

Die japanische Stadt Kyōto, der Verhandlungsort des nach ihr benannten Klimaschutz-Protokolls

Teilnehmende Industrieländer verpflichteten sich, ihren jährlichen Treibhausgas-Ausstoß innerhalb der sogenannten ersten Verpflichtungsperiode (2008–2012) um durchschnittlich 5,2 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren. Diese Emissionsminderungen wurden erreicht. Für Schwellen- und Entwicklungsländer gab es keine festgelegten Reduktionsmengen.

Nach fünf Jahre währenden Verhandlungen – von der UN-Klimakonferenz auf Bali 2007 bis zur UN-Klimakonferenz in Doha 2012 – einigten sich die Vertragsstaaten auf eine zweite Verpflichtungsperiode („Kyoto II“) von 2013 bis 2020. Strittig waren vor allem der Umfang und die Verteilung der künftigen Treibhausgas-Reduktionen, die Einbindung von Schwellen- und Entwicklungsländern in die Reduktionsverpflichtungen sowie die Höhe von Finanztransfers. Die zweite Verpflichtungsperiode musste durch 144 Vertragsparteien des Kyoto-Protokolls akzeptiert werden, um 90 Tage später in Kraft zu treten.[5] Nigeria war am 2. Oktober 2020 der 144. Vertragspartner, der die zweite Verpflichtungsperiode akzeptierte, somit war sie Ende 2020 wenige Stunden lang gültig.[6][7][8] Für die Zeit nach 2020 vereinbarten die Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention das Übereinkommen von Paris.[9]

Die Zunahme der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre ist vor allem auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen, insbesondere auf das Verbrennen fossiler Brennstoffe, Viehhaltung und Rodung von Wäldern.[10] Die im Kyoto-Protokoll reglementierten Treibhausgase sind: Kohlenstoffdioxid (CO2, dient als Referenzwert), Methan (CH4), Distickstoffmonoxid (Lachgas, N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW/HFCs), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW/PFCs) und Schwefelhexafluorid (SF6); explizit ausgeschlossen sind diejenigen Treibhausgase, die bereits durch das Montreal-Protokoll reguliert sind. Das Abkommen konnte nur wenig am allgemeinen Wachstumstrend dieser wichtigsten Treibhausgase ändern. Die Emissionen von Kohlenstoffdioxid und Lachgas stiegen bis 2019 weiter an. Ein Rückgang der anthropogenen CO2-Emissionen im Jahr 2020, dem letzten Jahr der zweiten Verpflichtungsperiode, war vor allem auf die COVID-19-Pandemie zurückzuführen.[11] Der Ausstoß von verschiedenen Kohlenwasserstoffen hat sich aus anderen Gründen stabilisiert, so etwa durch den Schutz der Ozonschicht infolge des Montreal-Protokolls.

  1. Intergovernmental Panel on Climate Change (2007): IPCC Fourth Assessment Report – Working Group I Report „The Physical Science Basis“
  2. Hansen, J., Mki. Sato, R. Ruedy et al. (2005): Efficacy of climate forcings., in: Journal of Geophysical Research, 110, D18104, doi:10.1029/2005JD005776 (PDF; 20,5 MB)
  3. UNFCCC: Status of Ratification of the Kyoto Protocol, abgerufen am 13. Dezember 2011
  4. Süddeutsche Zeitung: Kanada steigt offiziell aus Kyoto-Protokoll aus vom 13. Dezember 2011
  5. Frequently asked questions relating to the Doha Amendment to the Kyoto Protocol: 2. What is required for the Doha Amendment to enter into force? (PDF) UNFCCC, abgerufen am 14. März 2017.
  6. Urmi Goswami: Nigeria submits its formal adoption of Doha Amendment to the Kyoto Protocol. In: The Economic Times. 3. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  7. The Doha Amendment. In: Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. Abgerufen am 22. April 2020.
  8. Chapter XXVII – Environment – 7. c Doha Amendment to the Kyoto Protocol. In: United Nations Treary Collections. 25. November 2017, abgerufen am 30. August 2019.
  9. Clive L. Spash: The political economy of the Paris Agreement on human induced climate change: a brief guide. In: real-world economics review. Nr. 75 (paecon.net [PDF; 199 kB]).
  10. IPCC AR4, Kapitel 1.3.1 The Human Fingerprint on Greenhouse Gases Online
  11. State of the Climate in 2020. In: J. Blunden, T. Boyer (Hrsg.): Bulletin of the American Meteorological Society. Band 102, Nr. 8, August 2021, doi:10.1175/2021BAMSStateoftheClimate.1.

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