Klassifikation nach ICD-10 | |
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A32.9 | Listeriose |
A32.0 | Kutane Listeriose |
A32.1† | Meningitis und Meningoenzephalitis durch Listerien |
A32.7 | Listeriensepsis |
P37.2 | Neugeborenenlisteriose (disseminiert) |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die Listeriose ist eine durch Bakterien der Gattung Listeria verursachte Infektionskrankheit bei Tieren und Menschen. Der wichtigste Erreger ist Listeria monocytogenes, der weltweit vorkommt und hochansteckend, aber nur von mäßiger krankheitsauslösender Wirkung ist. Selten kommt beim Menschen auch eine Infektion mit Listeria ivanovi oder L. seeligeri vor.[1]
Die Listeriose kommt beim Menschen vor allem bei Schwangeren und deren ungeborenen Kindern sowie bei Neugeborenen, bei alten Menschen und bei Menschen mit einer abgeschwächten Immunabwehr (AIDS-Patienten, Immunsupprimierte) vor. Die Zahl der Listeriosen beim Menschen als Folge von Lebensmittelinfektionen – mit teils tödlichem Ausgang – ist in den letzten Jahren in Europa angestiegen. In der Tierwelt sind vor allem Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen) von der enzootisch und epizootisch auftretenden Erkrankung betroffen. Selten betrifft es Vögel, Pferde und Schweine sowie Nagetiere, Fische und Krebse[2] und sehr selten Raubtiere.
Für die Verbreitung der Erkrankung bei Mensch und Tier spielen vor allem verdorbene und verschmutzte Lebens- beziehungsweise Futtermittel eine Rolle, weshalb sie im klassischen Sinne keine Zoonose – eine vom Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragbare Krankheit –, sondern eher eine Fäulnis- (Sapronose) oder Erdkeiminfektion (Geonose) ist.
Das klinische Bild der Listeriose ist sehr variabel und hängt vor allem vom befallenen Organsystem ab. Daher ist die Erkrankung klinisch nicht sicher festzustellen, weshalb eine adäquate Behandlung mit wirksamen Antibiotika häufig zu spät erfolgt. Bei Lebensmittelinfektionen treten beim Menschen im Regelfall zunächst Durchfall und Bauchschmerzen auf, es kann aber auch zu einer protrahierten Sepsis kommen. Am häufigsten entwickeln sich im weiteren Verlauf bei Mensch und Tier infolge einer Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis bzw. Meningoenzephzalitis) zentralnervöse Störungen wie Lähmungen, Zittern, Körperfehlstellungen und Benommenheit. Bei Schwangeren und trächtigen Tieren kann es zu Fehlgeburten, zum Absterben des Fötus oder zu einer schweren Neugeborenensepsis kommen. Schließlich kann sich eine Listeriose auch als lokale Wundinfektion sowie als Entzündung der Binde- und Hornhaut manifestieren.
Die Listeriose ist in Deutschland seit 2001 sowohl beim Menschen als auch bei Tieren eine meldepflichtige Krankheit. Nach Schweizer Recht ist sie beim Menschen ebenfalls meldepflichtig.