Eine Mailbox (englisch bulletin board system, BBS; frei übersetzt elektronisches schwarzes Brett) ist ein meist privat betriebenes Rechnersystem, das per Datenfernübertragung (DFÜ) zur Kommunikation und zum Datenaustausch genutzt werden kann.
Bis in die frühen 1990er Jahre war das IP-basierte Internet hauptsächlich an Universitäten verfügbar. In den 1980er und frühen 1990er Jahren waren vernetzte Mailboxen der Hauptzugang für nicht-akademische Internetnutzung oder internetähnliche Dienste, wie private Mail und öffentliche Nachrichtengruppen. Ihre verhältnismäßig einfache Technik erlaubte eine dezentrale und von den technisch interessierten Nutzern betriebene Infrastruktur, die die heutige Internetinfrastruktur nicht mehr erreicht. Heute streben einzelne Initiativen wie zum Beispiel Freifunk nach einem ähnlichen Betriebsmodell in Nutzerhand.[1]
In Deutschland entwickelte sich 1992 aus den locker organisierten Betreibervereinen der Mailbox-Netze die Einkaufsgemeinschaft Individual Network, die als erste Points of Presence (POP) betrieben und so IP-Zugang über DFÜ (SLIP) im Nahbereich anboten, bevor kommerzielle Internet-Provider dies kostengünstig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machten.[1][2]
Mit dem Einzug von ISDN und besonders dem mit Internet-Zugang häufig gebündelten DSL-Anschlüssen ging die Zeit der Mailboxen zumindest in Deutschland zu Ende. Eine kleine Zahl von Mailboxen betreiben noch die traditionelle DFÜ-Technik, aber viele der verbleibenden Mailboxen sind heute nur ohne DFÜ, direkt aus dem Internet über IP (Telnet) erreichbar. In anderen Ländern, wie zum Beispiel Taiwan sind Mailboxen nach wie vor verbreitet.[1] So betreibt eine Studentenorganisation der Nationaluniversität Taiwan mit der PTT BBS eine der größten Mailboxen mit 1,5 Millionen registrierten Nutzern und 150.000 gleichzeitigen Nutzern zu Spitzenzeiten auf dem Campus mit eigener Hardware.[3] Die Mailbox-Software wird in einem Open-Source-Projekt gepflegt.[4]
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