Marshallplan

Offizielles Logo, das bei Hilfsprojekten des Marshallplans verwendet wurde

Der Marshallplan[1], offiziell European Recovery Program (ERP), war ein historisch bedeutendes Wirtschaftsförderungsprogramm der USA für den Wiederaufbau der Staaten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Zeitraum von 1948 bis 1952 wurden Hilfen im Wert von ca. 13,12 Milliarden[2] US-Dollar (entspricht heute rund 133,95 Milliarden Dollar) an viele, insbesondere westeuropäische Staaten geleistet.[3] Die BRD erhielt hiervon 1,41 Milliarden US-Dollar. Unter den am Programm teilnehmenden Staaten befanden sich neben den im Zweiten Weltkrieg mit den USA verbündeten Staaten wie Großbritannien, Frankreich und den Beneluxländern auch die Kriegsgegner Bundesrepublik Deutschland und Österreich. Den mittel- und osteuropäischen Staaten und der Sowjetunion wurden die Hilfen ebenfalls angeboten. Allerdings zog sich die Sowjetunion bald aus den Verhandlungen zurück und verbot auch den unter ihrem Einfluss stehenden europäischen Staaten die Teilnahme.[4]

Die Hilfsleistungen bestanden zu einem großen Teil aus Krediten sowie Lieferung von Rohstoffen, Lebensmitteln und Industriegütern. Das Programm verstand sich als Hilfe zur Selbsthilfe und war an Bedingungen geknüpft, wie dem Abbau von Handelshemmnissen, der Stabilisierung der eigenen Währung oder der zwischenstaatlichen Kooperation. Die Initiative ging vom damaligen US-Außenminister George C. Marshall (Amtszeit 1947 bis 1949) aus, nach dem das Programm benannt und der deshalb auch 1953 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Da in den westeuropäischen Ländern spätestens ab 1950 der Nachkriegsboom einsetzte, galt und gilt der Marshallplan in der Bevölkerung als sehr erfolgreich, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland.[5] Wie groß sein tatsächlicher Anteil am Wirtschaftsaufschwung war, ist aber umstritten. Ohne Zweifel beschleunigte der Marshallplan die wirtschaftliche Erholung in Europa.[6] Zudem war er ein entscheidender Impuls für die europäische Integration und den Abbau von Handelshemmnissen zwischen den westeuropäischen Staaten. Im Rahmen des Marshallplans wurde die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD bzw. erst OEEC) gegründet. In Deutschland verwaltet die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) noch heute das ursprünglich aus dem Marshallplan entstandene Sondervermögen.

Leistungen des Marshallplans an die einzelnen Länder
  1. zur Schreibweise: Marshallplan – Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. In: Duden.de. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
  2. Das Ende des Marshallplans wird in der Literatur unterschiedlich angesetzt (31. Dezember 1951 oder 30. Juni 1952), daher differiert auch die Höhe der Hilfsleistungen. Vgl. Curt Tarnoff: The Marshall Plan: Design, Accomplishments, and Relevance to the Present. In: Report for Congress. Received through the CRS Web, 6. Januar 1997, S. 9–10 (englisch).
  3. Manfred Knapp: Deutschland und der Marshallplan. In: Hans-Jürgen Schröder (Hrsg.): Marshallplan und westdeutscher Wiederaufstieg. Stuttgart 1990, S. 75.
  4. Der Marshallplan. In: geschichte-lexikon.de.
  5. Elke Kimmel: Psychologische Wirksamkeit: Basis des Mythos vom Marshallplan. In: Der Marshallplan – Selling Democracy. Bundeszentrale für politische Bildung, 2005, abgerufen am 29. Dezember 2020.
  6. Jost Dülffer: Europa im Ost-West-Konflikt 1945–1990. In: Jochen Bleicken u. a. (Hrsg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 18. München 2004, ISBN 3-486-49105-9, S. 144 f.

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