Martin Salander

Martin Salander ist der Titel eines 1886[1] publizierten Familien- und Zeitromans von Gottfried Keller. Das letzte Werk des Autors enthält eine schonungslose Abrechnung mit den Umständen in seinem Land und anderswo. Der idealistische, aber auch leichtgläubige und naive Titelheld kommt nach langjährigem Brasilienaufenthalt in seine Schweizer Heimat zurück, wo er als Kaufmann zu Wohlstand gelangt und sich politisch engagiert. Er muss erleben, wie der unbändige Drang nach sozialem Aufstieg bei vielen Zeitgenossen Betrug und Unterschlagung nach sich zieht und er und seine Familie selbst Opfer solcher Machenschaften werden. Seine Hoffnung, dass die Menschen in einem Land, in dem sie politische Rechte haben, auch verantwortungsvoller miteinander umgehen, wird bitter enttäuscht und er überlässt am Ende des Romans seinem pragmatischen Sohn die Geschäftsführung.[2]

Gottfried Keller hat in seinem Alterswerk gleich in mehrerer Hinsicht ein Experiment gewagt. Einerseits ist er so unmittelbar auf die Zeitgeschichte eingegangen, wie in keinem andern Werk zuvor, und andererseits hat er dabei auch für ihn neue formale Wege beschritten, indem er sich bemüht hat, so weit wie möglich auf einen auktorialen Erzähler zu verzichten. Trotz unterschiedlicher Rezeption entfaltete der Roman für viele spätere Schweizer Schriftsteller normsetzende Kraft.

  1. als Vorabdruck in der Deutschen Rundschau und als Buchausgabe im Wilhelm Hertz Verlag, Berlin.
  2. Die „Bilanz: ‚Es ist bei uns wie überall‘ (nach der Redensart ‚C’est partout comme chez nous‘) bildet im Roman ein Leitmotiv.“ Gottfried Keller: Sämtliche Werke. Historisch-Kritische Ausgabe, herausgegeben unter der Leitung von Walter Morgenthaler im Auftrag der Stiftung Historisch-Kritische Gottfried Keller-Ausgabe (HKKA); Band 8: Martin Salander, hrsg. von Thomas Binder et al., Stroemfeld Verlag, Basel und Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 2004, sowie Band 24: Martin Salander. Apparat zu Band 8, hrsg. von Thomas Binder et al., Stroemfeld Verlag, Basel und Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 2004. Die Bände dieser Ausgabe werden zitiert mit dem Kürzel HKKA, gefolgt von Band- und Seitennummer. Hier: HKKA, 24, Seite 9

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