Massaker von Bleiburg

Massaker von Bleiburg“ (kroatisch Pokolj u Bleiburgu), auch „Tragödie von Bleiburg“ (kroatisch Bleiburška tragedija), ist eine Sammelbezeichnung für eine Reihe von jugoslawischen Nachkriegsverbrechen, die ab Mitte Mai 1945 in oder um den österreichischen Ort Bleiburg in Kärnten ihren Anfang nahmen.

Angehörige der kroatischen Streitkräfte und Zivilisten auf dem Bleiburger Feld (nördlich des Bahndammes gegenüber dem damaligen Gasthaus Hrust).

Dabei wurden vor allem Militärangehörige und Funktionäre des faschistischen Unabhängigen Staates Kroatien (NDH), aber auch Angehörige der Slowenischen Heimwehr sowie Tschetniks aus Serbien und Montenegro, Opfer von Misshandlungen, Folterungen, Massentötungen, Zwangsrepatriierungen und Todesmärschen[1] (kroatisch smrtni put; auch križni put = „Kreuzweg“). Mit dem Rückmarsch bzw. -transport aus dem von britischen Truppen besetzten Österreich in jugoslawische Kriegsgefangenenlager nahm für diese ehemals mit dem NS-Staat und dem faschistischen Italien Verbündeten eine Kette von summarischen Hinrichtungen ihren Anfang, die in Jugoslawien fortgesetzt wurde. Unter der großen Zahl von Opfern waren auch tausende Angehörige der deutschen Wehrmacht, der SS sowie Zivilpersonen (auch sogenannte „Volksdeutsche“). Nach demografischen Berechnungen sind die Todesopfer, die ursächlich auf die Vorgänge in Bleiburg zurückzuführen sind, auf 45.000 Kroaten, 4.000 Bosniaken, 8.000 bis 10.000 Slowenen sowie 2.000 Montenegriner und Serben zu beziffern.[2]

Die von der Jugoslawischen Volksarmee und dem KNOJ im Zeitraum vom 12. April bis zum 8. bzw. 25. Mai 1945 an zahlreichen Orten im Raum Klagenfurt entlang der Grenze bis Dravograd und Maribor bis südlich nach Celje[3] geführten Operationen gegen ihre antikommunistischen Gegner wurden in der Erinnerungskultur des ehemaligen Jugoslawien als „Endkesselschlachten“, „Abschließende militärische Operationen zur Befreiung Jugoslawiens“[4] oder „Das große Finale in Kärnten“[5] bezeichnet. Die Ereignisse von Bleiburg sind daher eng verbunden mit der sogenannten „Tragödie von Viktring“ (slowenisch Vetrinjska tragedija), bei der überwiegend Angehörige der Slowenischen Heimwehr aus einem Flüchtlingslager heraus der Jugoslawischen Volksarmee übergeben wurden und jugoslawischen Nachkriegsverbrechen zum Opfer fielen.

Orte, an denen im Mai und Juni 1945 Massentötungen stattfanden

Die sogenannten „Opfer von Bleiburg“ (kroatisch Bleiburške žrtve) stehen in der kroatischen Erinnerungskultur generell für die kommunistischen Verbrechen an den Besiegten[6] und stellen auch einen kroatischen Geschichts- und Nationalmythos dar.[7] Die 1987 errichtete Kroatische Gedenkstätte auf dem Loibacher Feld ist ein wichtiger kroatischer Erinnerungsort.[8] Die dortige alljährliche Gedenkfeier mit bis zu 30.000 Teilnehmenden (2015)[9] war auch ein Sammelplatz für Rechtsextreme,[10] bis diese 2022 von der österreichischen Regierung verboten wurde.[11]

  1. Tomislav Pintarić: Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Kroatien. In: Friedrich-Christian Schroeder, Herbert Küpper (Hrsg.): Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa. Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-59611-1, S. 99–126, hier S. 113.
  2. Vladimir Žerjavić: Population losses in Yugoslavia 1941–1945. Hrsg.: Hrvatski institut za povijest. Zagreb 1997, ISBN 953-6324-06-7, How many Croats and Muslims were killed in the vicinity of Bleiburg?, S. 94 f.
  3. Dietrich 2008, S. 301 (s. Literatur).
  4. Velimir Terzić: Završne operacije za oslobodenje Jugoslavije 1944.–1945. Hrsg.: Vojnoistorijski institut Jugoslovenske narodne armije. Belgrad 1957 (serbisch).
  5. Franci Strle, Sonja Butina: Veliki finale na Koroškem. Samozal, Ljubljana 1976 (slowenisch).
  6. Rulitz 2012, S. 204
  7. Stefan Dietrich: Der Bleiburger Opfermythos. In: zeitgeschichte. 35. Jg., Nr. 5. Studienverlag, 2008, ISSN 0256-5250, S. 298–317.
  8. Holm Sundhaussen: Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943–2011 : Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen. Böhlau Verlag, Wien 2014, ISBN 978-3-205-79609-1, S. 64: „Heute ist Bleiburg bzw. das in der Nähe gelegene Loibacher Feld ein wichtiger kroatischer Erinnerungsort.“
  9. Parlamentarische Materialien. Abgerufen am 7. Juli 2023.
  10. Nationalrat: Antrag gegen Kroatentreffen. Bericht des ORF vom 29. Mai 2020, abgerufen am 3. Oktober 2020.
  11. Gedenkveranstaltung in Bleiburg soll zukünftig verboten werden | Parlament Österreich. Abgerufen am 7. Juli 2023.

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