Massentourismus

Überfüllung durch Touristen vor der „Mona Lisa“ im Louvre
Massentourismus auf dem Wanderweg nach Neuschwanstein 2019
Massentourismus in der Stadt Mar del Plata an der argentinischen Atlantikküste
Touristen betrachten Elefanten in Sri Lanka
Massentourismus am Mont Saint-Michel (Nordfrankreich)

Unter Massentourismus versteht man im Tourismus eine große Anzahl von Reisenden an einem bestimmten Reiseziel.

Der Massentourismus entsteht gleichermaßen durch Pauschalreisen und Individualreisen, weil sich bei ihnen eine große Vielzahl von Reisenden für dasselbe Reiseziel entscheidet. Massentourismus zeigt sich volkswirtschaftlich durch eine saisonal bedingt hohe Nachfrage nach bestimmten Reisezielen und durch entsprechend hohe Hotelkapazitäten (Großhotels) in den Zielgebieten. Meist ist der Massentourismus dadurch gekennzeichnet, dass in bestimmten Ortschaften oder Regionen saisonal mehr Touristen als einheimische Bevölkerung vorhanden sind. So verzeichnete Mallorca im Jahre 2017 insgesamt 10,3 Millionen Touristen, doch leben hier lediglich 813.729 ständige Einwohner.[1] Extrembeispiel ist Hallstatt im Salzkammergut, dessen 778 Einwohnern täglich etwa 2000 vorwiegend asiatische Tagestouristen gegenüberstehen.[2]

Dass das Angebot manchmal geringer ist als die Nachfrage, zeigt sich durch Überbuchungen bei Flugreisen oder Hotels. Das auch die Überbuchungen regelnde Reiserecht entstand nicht zuletzt durch den aufkommenden Massentourismus, der sich in Deutschland zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelte,[3] sodass sich der Gesetzgeber genötigt sah, den bisher im Gesetz nicht geregelten Reisevertrag als eigenständigen Vertragstyp zu berücksichtigen. Der Reisevertrag ist daher seit Januar 1979 in § 651a Abs. 1 BGB geregelt.

Betroffene Reiseziele sind in besonderem Maße Badeorte, etwa an den europäischen und insbesondere spanischen Mittelmeerküsten sowie den südamerikanischen Küsten, und Skigebiete, insbesondere in den Zentralalpen. Aber auch klassische Kulturreiseziele sind Orte des Massentourismus; Beispiele sind etwa Venedig oder der Eiffelturm. Besonders an den Badeorten entsteht Massentourismus vor allem durch Pauschalreisende, da die damit verbundene professionelle Organisation die Unterbringung großer Touristenzahlen auf engem Raum gegenüber dem Individualtourismus erleichtert.

Bettenburgen am Strand von Benidorm, Spanien

Urlaubsorte, die primär aus großen Hotelbauten bestehen, in Badeorten wie etwa auch in Skigebieten weltweit, werden umgangssprachlich auch abwertend als Bettenburgen bezeichnet (vergl. Problem der kalten Betten).

Der Mittelmeerraum ist die wichtigste Reisegegend der Welt, mehr als 220 Millionen Urlauber besuchten diese Region im Jahr 2003.[4][5] Es wurde geschätzt, dass die Zahl der Urlauber in diesem Gebiet bis 2020 auf ca. 350 Millionen anwachsen würde, tatsächlich ging man 2021 von knapp 400 Millionen Touristen im Mittelmeerraum aus.[6]

Wo Massentourismus aus verschiedenen Herkunftsländern aufeinander trifft, bildet sich oft ein Muster von Orten, die jeweils von einer Sprachgruppe dominiert werden, etwa auf Mallorca oder den Kanarischen Inseln. 2024 wird von zahlreichen Maßnahmen gegen den Massentourismus berichtet.[7]

Die Steigerung von Massentourismus wird oft als „Übertourismus“ bezeichnet.[8]

  1. Süddeutsche Zeitung vom 7. März 2018, ITB: Knapp 4,5 Millionen deutsche Urlauber auf Mallorca. Süddeutsche Zeitung, 7. März 2018, abgerufen am 19. August 2020.
  2. kurier.at vom 13. Mai 2018, Zu viele Touristen: Hallstatt zieht Notbremse, abgerufen am 25. Oktober 2018
  3. Sören Bär, Ganzheitliches Tourismus-Marketing, 2006, S. 7
  4. DER SPIEGEL 32/2003 vom 4. August 2003, Gift im Paradies, S. 102 ff.
  5. Wasserkrise: Massentourismus gefährdet Ökoregion. wwf.de, 19. Oktober 2020, abgerufen am 28. Mai 2024 (deutsch).
  6. Tourismus am Mittelmeer, Veränderungen notwendig, abgerufen am 10. August 2023
  7. Massentourismus: Mallorquiner auf den Barrikaden. ORF.at, 25. Mai 2024, abgerufen am 26. Mai 2024 (österreichisches Deutsch).
  8. Korinna Kurze: Warum Einheimische unter zu vielen Touristen leiden – und was du tun kannst. In: bento. 2. April 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juli 2018; abgerufen am 6. April 2024.

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