Mata Hari

Mata Hari (1906)

Mata Hari (indonesisch und malaiisch „Sonne“, wörtlich „Auge des Tages“) war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes bei Paris, Frankreich). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und Lady Gretha MacLeod. Als Spionin des deutschen Nachrichtendienstes führte sie den Decknamen H 21.

Mata Hari war in der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges als exotische Tänzerin und exzentrische Künstlerin berühmt. Wegen ihrer Spionagetätigkeit für die Deutschen wurde sie am 25. Juli 1917 wegen Doppelspionage und Hochverrats von den Richtern eines französischen Militärgerichts zum Tode verurteilt und am 15. Oktober in Vincennes hingerichtet.[1]

Mata Hari war nie die raffinierte Doppelagentin, wie in dem Urteil von 1917 und späteren Darstellungen stilisiert – eher ein willkommenes Bauernopfer des französischen Militärgerichts, weil die Kriegsbegeisterung merklich nachließ und ein Sündenbock für die Niederlagen und Verluste hilfreich schien. Mata Hari trat im Spätherbst 1915 in den Dienst des deutschen Geheimdienstes III b und wurde im Folgejahr zusätzlich durch den französischen Geheimdienst für Aktivitäten gegen das Deutsche Reich angeworben. Aus den zeitgenössischen Akten des britischen Geheimdienstes Security Service (MI 5), die am 21. Januar 1999 freigegeben wurden und nun in dem britischen Nationalarchiv öffentlich zugänglich sind,[2] geht jedoch hervor, dass sie keine wesentlichen Geheimnisse, weder an die Deutschen noch die Franzosen, verraten hat – sie verfügte nicht über die Kontakte in militärische oder kriegswichtige Bereiche. Aus der gegenwärtigen Quellenlage scheint es, als habe Mata Hari unter akuter Geldnot leidend am Ende ihrer Tanzkarriere mit einer kläglich-naiven, bedeutungslosen Informationstätigkeit ihr drohendes Schicksal, als Künstlerin in Vergessenheit zu geraten, abzuwenden versucht und dabei die Gefährlichkeit ihres Handelns nicht erkannt.[3]

Die deutsche Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg, die den Fall auszunutzen gedachte, bezeichnete sie als „Opfer des französischen Kriegswahns“[4] und läutete mit dem politischen Finale des Idols seine dramatisch-romantische Verklärung ein. Bislang war ihre Lebensgeschichte Stoff für über 250 Bücher und ein Dutzend Filme.[5] Die Quellenlage ist jedoch nach wie vor dünn, basiert doch nur ein Bruchteil dieser Bücher und Filme auf verlässlichen Quellen oder ist geneigt, sich den tatsächlich historischen Abläufen zu stellen.

  1. So schreibt der Focus vom 3. Juli 2007 in „Doppelagentin mit Glitzerdiadem“: Was ihre geheimdienstlichen Aktivitäten anbelangt, war die „bekannteste Spionin“ bei Weitem nicht so erfolgreich wie mit ihrer Darbietung als „javanische Tempeltänzerin“.
  2. Britisches Nationalarchiv, „Mata Hari“ alias MCCLEOD: Marguerite Gertrude. German spy executed by the French in 1917, Records of the Security Service, Reference: PF 2917 VOL 1 und VOL 2, opened: 21 Jan 1999, Open Document (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Stellvertretend für eine Vielzahl von im Tenor gleich lautenden Quellen: Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 17 f.: „… dass sie spioniert, oder zumindest versucht hatte zu spionieren. Nach allen vorliegenden Beweisen aber war ihre Spionage mehr ein gefährliches Kinderspiel, eine Art Geplänkel in Sachen Spionage. Das hätte eigentlich jedem klarmachen müssen, daß sie niemals in der Lage war, etwas Wesentliches zu entdecken und gewiß niemals den Deutschen Informationen von Wichtigkeit zukommen zu lassen.“
  4. Ansichtskarte aus dem letzten Kriegsjahr
  5. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 7.

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