Medulla oblongata

Stadien der Gehirnentwicklung aus dem vorderen Neuralrohr:
Das Rhombencephalon des 3-Bläschen-Stadiums (links) differenziert sich in das Metencephalon und das Myelencephalon, aus dem die Medulla oblongata hervorgeht, an das Rückenmark grenzend.

Die Medulla oblongata, das verlängerte Mark oder Markhirn, ist der am weitesten kaudal (hinten bzw. unten) gelegene Teil des Hirnstamms und gehört zum Gehirn und somit zum Zentralnervensystem.

Unterer Hirnstamm mit Pons und Medulla oblongata
Frontalschnitt eines menschlichen Hirns. Bereich /5/ – Medulla oblongata
Rotationsanimiertes Hirnmodell, Medulla oblongata rot markiert

Dieser Hirnbereich wird anatomisch auch das Myelencephalon (Markhirn) genannt, andere Bezeichnungen sind Nachhirn und Bulbus medullae spinalis, Bulbus cerebri oder Bulbärhirn. Zusammen mit dem Metencephalon (Hinterhirn) bildet das Myelencephalon das Rhombencephalon (Rautenhirn). Das Markhirn oder verlängerte Mark ist nach kaudal im Übergang zum Rückenmark (Medulla spinalis) nicht scharf abgrenzbar. Definitionsgemäß reicht es vom Abgang des ersten Spinalnervenpaares – etwa in Höhe des Foramen magnum – bis hinauf an die Brücke (Pons) des Hinterhirns; beim erwachsenen Menschen ist es etwa drei Zentimeter lang.

Im verlängerten Mark liegen die lebenswichtigen zentralen Neuronengruppen für die Regulation der Atmung (Atemzentrum) und des Blutkreislaufs. Über andere medullare Neuronengruppen werden wichtige komplexe Reaktionen reflektorisch ausgelöst: nutritive wie Saugreflex und Schluckreflex, aber auch protektive wie Hustenreflex, Niesreflex, Würgereflex und das Erbrechen (siehe auch Brechzentrum). Chemosensoren finden sich auch in der Medulla oblongata selbst, beispielsweise für den Säure-Basen-Status im Körper. Daneben laufen alle Bahnen, die andere Hirnbereiche, etwa das Großhirn, mit dem Rückenmark verbinden, absteigend durch das Markhirn. Umgekehrt werden aus dem Rückenmark aufsteigende Bahnen, wie die vom Hinterstrang, im Markhirn umgeschaltet.

Schädigungen der Medulla oblongata, etwa bei komplizierten Verletzungen der Halswirbelsäule oder durch Einklemmung, sind meistens tödlich. Andererseits kann ein Mensch bei alleinigem Ausfall des Großhirns (partieller Hirntod) mittels der in der intakten Medulla oblongata regulierten Funktionen körperlich weiterleben. Aufgrund der funktionierenden Atmungsregulation benötigen solche Patienten – außer in Krisen – keine künstliche Beatmung. Sie befinden sich in tiefem Koma und zeigen meist ein Apallisches Syndrom. Bei Störungen des oberen Hirnstamms wird von einem Mittelhirnsyndrom gesprochen, der Ausfall der Hirnstammreflexe mit lebensbedrohlicher Regulationsstörung der Vitalfunktionen bei Schädigung der Medulla oblongata im unteren Hirnstamm wird als akutes Bulbärhirnsyndrom bezeichnet.


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