Mengenunterscheidung bei Tieren

Beispiele für die Anordnung von Punkten (2, 4, 8, 16, und 32), anhand derer die Unterscheidung von Anzahlen bei Rhesusaffen untersucht wurde[1]

Die Unterscheidung von Mengen bei Tieren (engl.: numerosity) sowie die Generalisierung von Anzahlen (engl.: number estimation) wurde in zahlreichen, voneinander unabhängigen verhaltensbiologischen Experimenten nachgewiesen. Insbesondere einige in Japan und in den USA mit Schimpansen – den nächsten Verwandten des Menschen – durchgeführte Studien lassen den Schluss zu, dass einfache mathematische Fähigkeiten nicht auf den Menschen beschränkt sind. Der Nachweis, dass Tiere unterschiedlicher Arten fähig sind, Anzahlen (und einige von ihnen auch Zahlen) zu unterscheiden, könnte, wenn eines Tages hinreichend viele Studien vorliegen sollten, einen Hinweis darauf geben, wie sich die Fähigkeit zum Rechnen im Verlauf der Stammesgeschichte der Arten entwickelt hat.

Kopfrechnen und die Anwendung komplexer mathematischer Formeln sind zwar kulturelle Leistungen und kommen vermutlich nicht ohne die Fähigkeit zum Benutzen einer Sprache aus. Ein Gespür für mehr oder weniger sowie die Fähigkeit, Anzahlen zu schätzen, sind hingegen nicht an Sprache gekoppelt („Zahlensinn“). Das Unterscheiden von Quantitäten dürfte – neben der Wahrnehmung von Raum und Zeit – eine der elementarsten Voraussetzungen dafür sein, dass Tiere zum Beispiel bei der Futtersuche angemessen auf ihre Umwelt reagieren können.[2]

Experimente mit Säuglingen belegen, dass bereits drei Monate alte Babys unterschiedlich große Mengen voneinander unterscheiden können. Allerdings lassen „diese Erkenntnisse über erste Fähigkeiten von Kindern zur Mengenunterscheidung [...] kaum Rückschlüsse zu, inwieweit man hier von einem Verständnis für Mengen im mathematischen Sinne sprechen kann.“[3]

  1. Jamie D. Roitman, Elizabeth M. Brannon und Michael L. Platt: Monotonic Coding of Numerosity in Macaque Lateral Intraparietal Area. In: PLoS Bio. Band 5, Nr. 8, e208, 2017, doi:10.1371/journal.pbio.0050208.
  2. „The ability to represent time and space and number is a precondition for having any experience whatsoever.“ So der Co-Direktor des Rutgers Center for Cognitive Science, Randy Gallistel, zitiert in: Ewen Callaway: Animals that count. In: New Scientist vom 20. Juni 2009, S. 37.
  3. Klaus Hasemann, Hedwig Gasteiger: Anfangsunterricht Mathematik. 3. Auflage. Springer Spektrum, Berlin und Heidelberg 2014, S. 2, ISBN 978-3-642-39312-9.

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