Der Minos (altgriechisch Μίνως Mínōs) ist ein kurzer literarischer Dialog in altgriechischer Sprache, der angeblich von Platon stammt, aber heute in der Forschung als unecht gilt. Der unbekannte Verfasser lebte im 4. Jahrhundert v. Chr.
Es wird ein fiktives Gespräch zwischen dem Philosophen Sokrates und einem nicht namentlich genannten Freund wiedergegeben. Sie erörtern die Frage der Norm, an der sich die staatliche Gesetzgebung auszurichten hat. Es zeigt sich, dass weder überlieferte Sitten noch willkürliche Beschlüsse einer gesetzgebenden Instanz eine unanfechtbare, schlechthin richtige Grundlage bieten können. Nach dem Befund der beiden Gesprächspartner muss sich ein weiser Gesetzgeber ebenso wie ein Verfasser von Fachliteratur an den objektiven, naturgesetzlichen Gegebenheiten orientieren, die für seinen Zuständigkeitsbereich gelten. Als klassisches Beispiel führt Sokrates die Gesetzgebung des kretischen Königs Minos an, die er als vorbildlich darstellt. Nach Minos ist daher der Dialog benannt. Er ist eine wichtige Quelle für die frühe Geschichte des Naturrechtsgedankens.