Motorradbau in Zschopau

DKW RT 125, bekanntestes Vorkriegsmodell von DKW und meistkopiertes Motorrad der Welt
MZ BK 350, Bauzeit 1952 bis 1959
MZ RT 125 mit Einzylinder-Viertaktmotor, Bauzeit 2000 bis 2008

Der Motorradbau in Zschopau war viele Jahre führend in diesem Wirtschaftszweig. Von 1922 bis 2016 wurden in erster Linie unter den Marken DKW (von 1922 bis 1951, mit kriegsbedingter Unterbrechung) und MZ (von 1956 bis 2008) motorisierte Zweiräder produziert. Die Geschichte des regionalen Motorradbaus trägt vorrangig zur Bekanntheit Zschopaus bei, das sich seit 2021 offiziell Motorradstadt nennen darf.

Die Zschopauer Maschinenfabrik J. S. Rasmussen fertigte ab 1907 in Zschopau zunächst hauptsächlich Armaturen und Baugruppen für Dampferzeuger. Während des Ersten Weltkriegs entwickelte Dampfkraftwagen blieben Prototypen; bleibend dagegen war das davon abgeleitete Akronym DKW. 1918 begann mit einem Spielzeugmotor die Fertigung von Verbrennungsmotoren nach dem Zweitaktprinzip. Seine Weiterentwicklung zum Fahrradhilfsmotor verhalf dem Unternehmen zum Durchbruch und mündete 1922 im Beginn der Serienproduktion von Motorrädern. Neben der Produktqualität hatte die Produktwerbung unter dem Verkaufsleiter Carl Hahn sowie zahlreiche Rennsporterfolge entscheidenden Anteil am folgenden, rasanten Aufstieg: In Zschopau stand ab 1926 das erste Motorrad-Fließband der Welt und 1928 war DKW, gemessen an den produzierten Stückzahlen, erstmals die weltweit größte Motorradfabrik.

Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise brachten das mittlerweile zum Konzern angewachsene Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten und es wurde 1932 Teil der Auto Union AG. Während des Zweiten Weltkriegs war das Zschopauer Werk in die Rüstungsproduktion einbezogen und fertigte u. a. Stromerzeugungsaggregate sowie Motorräder für die Wehrmacht.

Das Werksareal blieb von der Bombardierung 1945 verschont, drastisch waren jedoch die nach Kriegsende folgenden Reparationsleistungen an die sowjetische Besatzungsmacht; der gesamte Maschinenpark wurde auf Anordnung der Militäradministration (SMAD) in die Sowjetunion deportiert.

Den Wiederbeginn des Motorradbaus markierte ebenfalls eine Anordnung der SMAD, die 1946 die Maschinenbaugenossenschaft (DKW) e.G.m.b.H. Zschopau mit der Ersatzteilfertigung für das DKW-Programm beauftragte und in den Industrieverband Fahrzeugbau eingliederte. Die Produktion der RT 125 lief wieder an und als erste Neuentwicklung wurde die BK 350 vorgestellt. Ab Ende 1953 firmierte das Werk als VEB Motorradwerk Zschopau mit dem daraus abgeleiteten Markenkürzel MZ. Neben den Qualitäten der neuen ES-Baureihe verhalfen motorsportliche Erfolge, als auch der Status des nun alleinigen Motorradbauers, sowie die begrenzte Verfügbarkeit von Pkw in der DDR, der neuen Marke MZ, mit einem Jahresausstoß von etwa 85.000 Motorrädern zu einem der weltweit größten Motorradhersteller aufzusteigen, der zeitweise in rund 100[1] Länder exportierte.

Infolge der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion im Juli 1990 war das zur GmbH umfirmierte Werk plötzlich nicht mehr zahlungsfähig, woraufhin es, bereits unter Treuhandverwaltung stehend, Insolvenz anmelden musste. Aus Teilen der Insolvenzmasse entstand 1992 die MuZ Motorrad- und Zweiradwerk GmbH. Neuer Produktionsstandort wurde die frühere Werkserweiterung im benachbarten Hohndorf. Versuche, das zerschlagene Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, blieben erfolglos. Das veranlasste den 1996 eingestiegenen malayischen Investor und Eigentümer Hong Leong Industries 2008 zur Schließung.[2] Die Übernahme durch Martin Wimmer im Jahr 2009 scheiterte letztlich 2013, ohne Motorräder produziert zu haben.

Im kurzen Zeitraum zwischen 1996 und 1998 montierte die MZ-B Fahrzeug GmbH im alten Stammwerk 125-cm³-Leichtkrafträder aus Teilen unterschiedlicher in- und ausländischer Zulieferer. Zwischen 2011 und 2016 fertigte ZP Moto in Hohndorf Retrodesign-Sportscrambler in Kleinstserie und auf Bestellung.

Obwohl sich die Produktion bei MZ nach 1989 stark verringerte und im Jahr 2008 gänzlich beendet wurde, waren zum 1. Januar 2024 in Deutschland noch 101.274 MZ-Krafträder zum Straßenverkehr zugelassen, was die MZ-Zulassungszahl(a) innerhalb von 15 Jahren seit Produktionseinstellung mit 24.048 zusätzlichen Fahrzeugen um rund ein Drittel erhöhte und damit einem seither konstanten Anteil von knapp über 2 Prozent aller in Deutschland zugelassenen Motorräder entspricht.[3][4] Im Amateurrennsport ist die Marke MZ nach wie vor präsent, insbesondere im MZ-Cup.[2][5][6]

MZ-Logo (1956)
MZ 1999–2008
  1. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Export, S. 19.
  2. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Stiletto, S. 61–71.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kba, 2024.
  4. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen kba, 2009.
  5. MZ-Cup – Einmal Norton Manx für Arme, in Klassik Motorrad, Zeitschrift, Heft 3/2022, Seite 69.
  6. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen PS Oldie.

From Wikipedia, the free encyclopedia · View on Wikipedia

Developed by Tubidy