Negation (Grammatik)

Negation ist in der Grammatik – zunächst wie in der Logik – eine Operation, die die Bedeutung eines Ausdrucks in die entgegengesetzte Bedeutung überführt. Diese Operation erfordert ein Negationselement (auch: Negator, Negationsträger), das auf einen anderen Ausdruck angewandt wird, beispielsweise den deutschen Negator „nicht“, angewandt auf einen Ausdruck wie „einschlafen“. Der resultierende Ausdruck als ganzer („nicht einschlafen“) kann dann ebenfalls als „die Negation von einschlafen“ bezeichnet werden (in der aristotelischen Tradition auch: Apophasis[1]). Auch der Negator selbst wird manchmal einfach „Negation“ genannt.

In der Sprachwissenschaft gehört der Begriff der Negation zur Ebene des sprachlichen Ausdrucks; es wird dann Verneinung in einem engeren Sinn von Negation abgegrenzt, nämlich als die sprachliche Handlung, die durch die Äußerung einer Negation zustande kommt. In diesem engeren Sinn ist Verneinung also ein Begriff der linguistischen Pragmatik, Negation hingegen ist ein grammatisch-semantischer Begriff.[2]

Man unterscheidet verschiedene Typen der Negation:

  • Satznegation
  • Negation eines Satzteils (innerhalb eines nicht verneinten Hauptsatzes)
  • Metasprachliche Negation, u. a. Zurückweisung einer Präsupposition (einer impliziten Voraussetzung)
  • Lexikalische Negation (Bildung eines Antonyms zu einem Begriff).

Die Negation eines Aussagesatzes („Satznegation“) steht in diesem Artikel im Vordergrund. Bemerkenswert daran ist, dass die grammatische Negation sich deutlich von den Verhältnissen unterscheidet, die die Negation in den formalen Sprachen der Logik kennzeichnet. In der Logik wird die Negation auf eine Aussage, einen logischen Satz, angewandt: Wenn p irgendeinen Satz symbolisiert, dann ist ¬ p seine Negation. Eine entsprechende Strukturierung sieht man in der natürlichen Sprache jedoch kaum. Stattdessen ist der Negator in der Grammatik meist tief in den Satz eingebettet und kann dort auch mit anderen Wörtern zusammengezogen sein. Beispielsweise verhält sich der Satz „Ich habe niemanden gesehen“ als die Negation von „Ich habe jemanden gesehen“ – hier ist „niemand“ ein Indefinitpronomen (so wie „jemand“), das mit einer Negation versehen ist.

Eine Verneinung ist vorwiegend erst dadurch informativ, dass sie vor einem Hintergrund von Voraussetzungen und Erwartungen etwas herausgreift, was diesen widerspricht. Dies spiegelt sich grammatisch darin wider, dass ein Negator oft nur mit dem Teil des Satzes direkt verbunden wird, der neue Information enthält. Die Negation kann ferner auch einem anderen Satzteil logisch untergeordnet sein (also sich im Wirkungsbereich eines anderen Satzteils befinden).

Zusätzlich ist es oft so, dass die sichtbare Platzierung eines Negators aus grammatischen Gründen nochmals von der Gliederung des Satzes abweicht, die der logischen Struktur direkt entsprechen würde. Die Formulierung von Interpretationsregeln für negierte Sätze wird so zu einer relativ komplexen Aufgabe, die oft die Einbeziehung von Wortstellung, Betonung / Fokussierung und anderen Eigenschaften des Satzes erfordert.

  1. Horn & Wansing Abschnitt 1.1
  2. Jacobs (1991), S. 561.

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