Als Neobiota (Plur.; auch Neobionten, Sing. der Neobiont; von altgriechisch νέος néos „neu“ und βίος bíos/βίοτος bíotos „Leben“) bezeichnet man Lebewesen, das heißt Arten und untergeordnete Taxa, die nicht allein auf natürlichem Weg aus eigener Kraft, sondern mit Hilfe des Menschen[1] in ein Gebiet einwandern, in dem sie zuvor nicht heimisch waren.[2][3] Als „etabliert“ gelten sie, wenn sie sich dann ohne Einfluss des Menschen selbständig über mehrere Generationen erhalten können. Besonders im deutschsprachigen Raum unterscheidet man dabei:
Neobiota, die große ökonomische oder ökologische Schäden anrichten oder Krankheiten übertragen, werden als invasive Arten bezeichnet. Im Recht der Europäischen Union gibt es umfassende Verbote und Vorschriften für „invasive gebietsfremde Arten“.[4]
In Europa gilt für Neobiota das Jahr 1492 als Stichjahr (die „Entdeckung“ Amerikas). Gebietsfremde Arten, die bereits vor 1492 dauerhaft in die freie Natur eingebracht wurden, werden als Archäobiota bezeichnet (beziehungsweise Archäophyten, Archäozoen und Archäomyzeten). Archäo- und Neobiota werden beide unterschieden von den einheimischen Arten, die in Europa bereits am Ende der letzten Eiszeit vorhanden waren, sich aus eigener Kraft angesiedelt haben oder evolutionär entstanden sind.[5]
Manche Neobiota werden vom Menschen absichtlich aus anderen Weltregionen eingeführt, zum Beispiel Nutzpflanzen oder Tiere für die Jagd. Andere Neobiota werden unbeabsichtigt eingeschleppt, zum Beispiel im Ballastwasser von Schiffen. Mit der Zunahme des weltweiten Verkehrs steigt auch die Zahl der Transportmittel (Vektoren) für Neobiota. Den Vorgang der Einwanderung oder Einschleppung, Etablierung und Ausbreitung im neuen Gebiet bezeichnet man als Hemerochorie oder biologische Invasion. Das zugehörige Teilgebiet der Biologie ist die Invasionsbiologie.
Neobiota zeichnen sich meist durch typische Eigenschaften wie Anpassungsfähigkeit, hohe Fortpflanzungsrate und oft auch eine Assoziation mit Menschen aus. Diese Eigenschaften bestimmen im Zusammenspiel mit der Anfälligkeit des neuen Gebietes für biologische Invasoren und der Anzahl verschleppter Individuen (englisch propagule pressure) die Erfolgswahrscheinlichkeit, mit der sich nach einem Ausbreitungsereignis eine stabile Population etabliert.
Die meisten Neobiota verursachen keine merklichen Schäden. Als Faustregel gilt bisher, dass sich von neu einwandernden Arten 10 % etablieren können - und dass von den etablierten gebietsfremden Arten wiederum 10 % "invasiv" werden. Die Latenzzeit von der Einwanderung bis zur Entdeckung von Schäden kann allerdings sehr lang sein. Neben Klimawandel gelten invasive Arten heute als eine Hauptursache für Artensterben und Verlust von Biodiversität. Oft verändert sich die Zusammensetzung der Biozönose beträchtlich, zum Beispiel durch Prädation oder als Folge von Konkurrenzdruck. Neobiota können massive wirtschaftliche Schäden anrichten, zum Beispiel als Forst-, Uferschutz- und Landwirtschaftsschädlinge. Sie können außerdem als Vektoren von Pathogenen in Erscheinung treten, die teilweise auch Nutzpflanzen, Nutztiere und den Menschen befallen können.
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-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Kowarik2010 S. 18.<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen richardsonetal2000.<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Essletal2018.