Niederdeutsch (Schulfach)

Niederdeutsch ist ein Schulfach in den norddeutschen Ländern Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen. In diesen Ländern gehört es zum Wahlpflichtbereich, in Bremen jedoch nur im Rahmen eines Pilotprojekts. In Niedersachsen wird Niederdeutsch teilweise in den Unterricht anderer Fächer integriert, ein eigenes Schulfach gibt es nicht. In Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, deren jeweils nördliche Landesteile zum niederdeutschen Sprachraum gehören, gibt es freiwillige Plattdeutschangebote überwiegend in Form von Arbeitsgemeinschaften. In keinem Bundesland wird Niederdeutsch flächendeckend unterrichtet; es wird nur an einzelnen Schulen der norddeutschen Bundesländer angeboten.

Niederdeutsch wird erst seit wenigen Jahren als Schulfach unterrichtet, nachdem die Sprache rapide an Bedeutung verloren hatte und vom Aussterben bedroht ist. Da die Weitergabe des Plattdeutschen als Muttersprache in den Elternhäusern inzwischen fast völlig abgerissen ist, wird heute die Schule als der Ort angesehen, an dem die Sprache erhalten werden kann. Ein entscheidender Auslöser für die Etablierung des Schulfachs Niederdeutsch war die 1998 von der Bundesrepublik Deutschland ratifizierte und 1999 in Kraft getretene Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Neben den Sprachen der nationalen Minderheiten (Dänisch, Sorbisch, Friesisch und Romanes) wurde auch Niederdeutsch als Regionalsprache in den Kreis der Chartasprachen aufgenommen. Die Sprachencharta bildet den völkerrechtlichen Rahmen der Sprachpolitik in Deutschland. Die unterzeichnenden Staaten verpflichten sich selbst dazu, die Regional- und Minderheitensprachen zu schützen und zu fördern. Zu den konkret vereinbarten Maßnahmen gehören beispielsweise, Unterricht und ein Hochschulstudium der jeweiligen Sprache zu ermöglichen. In Mecklenburg-Vorpommern und in Schleswig-Holstein haben der Schutz und die Förderung des Niederdeutschen seit 1993 bzw. 1998 zudem Verfassungsrang. In der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein ist ausdrücklich auch der Niederdeutschunterricht in öffentlichen Schulen verankert.

Hamburg führte 2010 als erstes Bundesland Niederdeutsch als reguläres Schulfach an einzelnen Grundschulen ein, 2014 folgten Schleswig-Holstein und Bremen, 2016 Mecklenburg-Vorpommern. Seit 2017 ist Niederdeutsch ein von der Kultusministerkonferenz anerkanntes mündliches und schriftliches Prüfungsfach im Abitur. Das bisher einzige Land, das auch entsprechenden Unterricht in der Sekundarstufe II eingerichtet hat, ist Mecklenburg-Vorpommern.


From Wikipedia, the free encyclopedia · View on Wikipedia

Developed by Tubidy