Nikodemusevangelium

Das Nikodemusevangelium (EvNik) ist ein apokryphes Passionsevangelium mit einer reichen Wirkungsgeschichte bis in die frühe Neuzeit. Darüber hinaus übte das EvNik erheblichen Einfluss auf die mittelalterliche Kunst und Literatur aus. Es wird um 310–320[1] oder in die Mitte des 4. Jahrhunderts[2] datiert. Der erste Teil ist auch als „Pilatusakten“ (lateinisch Acta Pilati) bekannt.

Die Schrift besteht aus drei Teilen: 1. Darstellung des Prozesses und der Kreuzigung Jesu (Pilatusakten) 2. Gefangennahme und Befreiung des Joseph von Arimathäa, 3. Abstieg Christi in die Unterwelt (lateinisch: Descensus Christi ad inferos).[3] Die Bezeichnung „Nikodemusevangelium“ bezieht sich auf die fiktiven Angaben zur Überlieferung am Anfang der Schrift. Dort wird der Text als Übersetzung ins Griechische ausgegeben; als Übersetzer wird „Ananias“ genannt, der ein römisch-kaiserlicher Leibgardist im Offiziersrang gewesen sein soll und einen hebräischen Text zugrunde gelegt habe, der von Nikodemus stamme. Dieser war nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums bei der Grablegung Jesu anwesend.

Die Pilatusakten sind nicht zu verwechseln mit dem angeblichen Brief des Statthalters Pilatus an Kaiser Tiberius, der über Jesu Wunder berichtet.

  1. Christiane Furrer: La Passion dans les Acta Pilati, in: Tobias Nicklas u. a. (Hrsg.): Gelitten. Gestorben. Auferstanden. Passions- und Ostertraditionen im antiken Christentum, WUNT II (273), Tübingen 2010, S. 70.
  2. George Reid: Acta Pilati. Catholic Encyclopedia. New York 1922
  3. Zbigniew Izydorczyk (Hrsg.): The Medieval Gospel of Nicodemus. Texts, Intertexts, and Contexts in Western Europe. (= Medieval & Renaissance Texts & Studies 158), Tempe/Arizona 1997, S. 215–217 und Jörg Röder: Evangelium nach Nikodemus. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart Juni 2010.

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