Nulltoleranzstrategie

Nulltoleranzstrategie (englisch Zero Tolerance Policy) bezeichnet eine Strategie der Kriminalitätsbekämpfung und Kriminalprävention. Im Rahmen dieser Strategie schreitet die Polizei bereits konsequent ein, wenn Ordnungsverstöße unterhalb der Straftatenschwelle begangen werden, wie etwa bei aggressivem Betteln, öffentlichem „Herumlungern“ oder Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit. Das Ziel der Strategie ist es, die Kontrolldichte zu erhöhen, um auf diese Weise Straftaten bereits im Anfangsstadium aufzudecken und/oder zu verhindern. Die Nulltoleranzstrategie basiert auf der Broken-Windows-Theorie, sie wurde in Form des „New Yorker Modells“ bekannt.[1] Deutsche Kriminalisten und Kriminalpolitiker sprechen in Abwandlung auch von einer Strategie der Null-Toleranz.[2] Kritiker beschreiben eine zunehmende Politisierung der Verbrechenskontrolle, die Abkehr von wissenschaftlichen Experten und eine neue Form des Populismus als ursächlich für die Hinwendung zur Nulltoleranzstrategie in den 1990er und 2000er Jahren.[3]

Von Befürwortern einer Nulltoleranzstrategie vorgebrachte Erfolge werden heute größtenteils im Zusammenhang mit dem allgemeinen Kriminalitätsrückgang gesehen, da in Regionen mit Nulltoleranzstrategie und ohne die Rückgänge ähnlich verlaufen sind.[4]

  1. James Q. Willson, Georg L. Kelling: Polizei und Nachbarschaftssicherheit: Zerbrochene Fenster. In: Kriminologisches Journal. Jg. 28, Heft 2, 1996, S. 121–137.
  2. KrimLEX, Kriminologie-Lexikon ONLINE, Lemma: Zero-Tolerance, abgerufen am 1. September 2015
  3. David Garland: Kultur der Kontrolle: Verbrechensbekämpfung und soziale Ordnung in der Gegenwart (= Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie). Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-593-38585-3, S. 59.
  4. Michael Tonry: Why Crime Rates Are Falling Throughout the Western World. In: Crime & Justice. Band 43, Nr. 1, 2014, S. 17 ff., doi:10.1086/678181 (englisch, alternativer Volltextzugriff: scholarship.law.umn.edu).

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