Offener Brief

Beispiel für einen offenen Brief: J’accuse, französisch für Ich klage an …!, von Émile Zola (1898)

Ein offener Brief (auch Offener Brief, früher auch Sendschreiben oder Sendbrief, lateinisch missum) ist ein Schreiben, das als vervielfältigte Handschrift, Flugschrift, in Presse, Radio, Internet oder anderen Medien einer erweiterten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Entscheidend ist dabei, dass sein intendierter Sinn erst durch die Mehrfachadressierung – Öffentlichkeit plus Empfänger – verständlich wird. Durch die Form des offenen Briefs wird oft der Adressat zu einer öffentlichen Stellungnahme gedrängt oder direkt aufgefordert, in der Regel erfolglos.[1] Ein offener Brief steht manchmal in Verbindung mit einer Petition oder einer Pressemitteilung und kann als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Er kann zusätzlich direkt an den oder die Empfänger zugestellt werden. In vielen Fällen handelt es sich vor allem um eine Selbsterklärung des Verfassers, die mit einer tatsächlichen Wirkung des Offenen Briefs nicht rechnet.[2]

  1. Nikisch, Schriftsteller, S. 480: „Mir ist, nebenbei bemerkt nicht ein einziger Fall bekannt, in dem der Offene Brief eines Schriftstellers den gewünschten Erfolg hatte.“
  2. Wilmont Haacke: Aussageformen der Zeitschrift. In: Handbuch der Publizistik. Hrsg. von Emil Dovifat. Berlin 1969, S. 433–458, hier S. 440: „Allerdings haben offene Briefe und Leserzuschriften gemeinsam, daß sie auf ihre Weise Eintragungen in das Beschwerdebuch der Epoche darstellen.“ Vgl. auch Dücker, Der offene Brief, S. 39

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