Oghusen

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Das ursprüngliche Land der Oghusen, 750–1055
Das Dede Korkut, das Nationalepos der Oghusen im Buchmuseum der SLUB Dresden

Oghusen (in den Orchon-Inschriften: 𐰆𐰍𐰔𐰞𐰺; Oγuz, osmanisch اوغوز; Oġuz, türkisch Oğuz) ist alleinstehend oder in Zusammensetzung mit Zahlwörtern eine Bezeichnung für diverse historische türkische Stammeskonföderationen, deren Zusammenhang untereinander unklar ist.

Oğuz ist die alttürkische Eigenbezeichnung. Historische arabische Quellen verweisen mit غوزّ DMG Ġuzz,[1] byzantinische Quellen verweisen mit Ούζοι Ouzoi (Us bzw. Plural die Usen oder Uz) auf die Oğuz.[2] Die von islamischen Autoren als „Ġuzz“ bezeichneten Oghusen (zu unterscheiden von den weiter östlich beschriebenen Toquz Ġuzz, deren Zusammenhang mit den Uiguren unklar ist) waren eine der politischen Einheiten, die nach dem Zusammenbruch des Göktürkenreichs auftauchten bzw. wieder erschienen. Sie standen unter der Herrschaft eines Yabghu[3]. Eponym dieses Stammesbundes ist der legendäre Heerführer Oġuzhan.

Nach dem eineinhalb Jahrhunderte dauernden Bestand am Fluss Syrdarja und am Aralsee im heutigen Kasachstan zerfiel um 1050 die Herrschaft des Yabghu. Ein Teil der Clans konvertierte zum Islam und folgte den Seldschuken, die Persien und einen Großteil des islamischen Vorderasiens, später auch Anatolien eroberten und dort ein Reich begründeten. Zu diesen Gruppen gehörten auch die Vorfahren der Osmanen. Aus diesen Abwanderern sind die heutigen Türken und Aserbaidschaner hervorgegangen.

Arabische bzw. muslimische Quellen im Seldschukenreich benennen zum Islam konvertierte Oghusen, aber auch konvertierte Angehörige anderer türkischer Volksstämme[4] تركمن / Türkmen. Türkmen ersetzte die Benennung Oġuz zur Zeit der Mongoleninvasionen (ab Mitte des 13. Jahrhunderts) vollständig. Diese arabischen Quellen erwähnen ab diesem Zeitpunkt nur noch Turkmenen und bezeichnen damit die islamisierten Oghusen.[5][6] Moderne Autoren, wie Halil İnalcık, verwenden die beiden Begriffe Oghusen und Türkmenen synonym.[7]

Dabei besteht die Möglichkeit, dass ursprünglich die beiden Namen verschiedene Volksgruppen bezeichnen. Bereits im 8. Jahrhundert erwähnen sogdische und chinesische Quellen mit den trwkkm'n (sogdisch) bzw. t'ê-chü-meng (chinesisch) in Transoxanien Gruppen, deren Namen als Türkmen gedeutet werden können.[8][9] Auch Mahmūd al-Kāschgharī bezeichnet sowohl islamisierte Oghusen als auch islamisierte Karluken als Türkmen, so dass die Herkunft und ursprüngliche Bedeutung der Bezeichnung Türkmen unklar ist.[10][11]

Die heutigen Turkmenen in Turkmenistan gehen dagegen mutmaßlich auf die Oghusen zurück, die damals am Aralsee geblieben waren.[12] Sie wurden erst im Mongolenreich islamisiert und wanderten nach dessen Zerfall in ihr gegenwärtiges Siedlungsgebiet ein.

  1. Claude Cahen, Gaston Deverdun, Peter M. Holt: Ghuzz. In: The Encyclopaedia of Islam. Band 2: C – G. 2. Auflage. Brill, Leiden u. a. 1965, S. 1132–1137, […] GHUZZ, form generally used by Arabic authors for the name of the Turkish Oghuz people. […].
  2. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples. Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. 9). Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03274-X, S. 205.
  3. Peter B. Golden: Turks. In: Encyclopaedia of Islam. Digitale Edition. Brill, Abschnitt 1.2 The tribal history of the Central Asian Turks.
  4. Barbara Kellner-Heinkele: Türkmen. In: The Encyclopaedia of Islam. Band 10: Tāʾ – al-ʿUzzā. 2. Auflage. Brill, Leiden u. a. 2000, ISBN 90-04-11813-6, S. 682–685.
  5. „Die arabischen Quellen sprechen jetzt von Turkmenen und meinen islamisierte Ogusen.“: Klaus Kreiser: Von der Chinesischen Mauer über Transoxanien nach Anatolien. In: Klaus Kreiser, Christoph K. Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010678-5, S. 22.
  6. Barbara Kellner-Heinkele: Türkmen. In: The Encyclopaedia of Islam. Band 10: Tāʾ – al-ʿUzzā. 2. Auflage. Brill, Leiden u. a. 2000, ISBN 90-04-11813-6, S. 682–685, hier S. 682.
  7. Halil İnalcık: Devlet-i ʿAliyye. 2009, S. 3 ff. Abschnitt Anadolu'ya Oğuz/Türkmen Göçleri, Anadolu Selçuklu Sultanlığı
  8. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples. Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. 9). Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03274-X, S. 212.
  9. Annemarie von Gabain: Die Südwest-Dialekte des Türkischen. In: Berthold Spuler (Hrsg.): Turkologie (= Handbuch der Orientalistik. Abteilung 1: Der Nahe und der Mittlere Osten. = The Near and Middle East. Band 5: Altaistik. Abschnitt 1). Brill, Leiden u. a. 1963, S. 175–204.
  10. Peter B. Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples. Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia and the Middle East (= Turcologica. 9). Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03274-X, S. 212.
  11. Barbara Kellner-Heinkele: Türkmen. In: The Encyclopaedia of Islam. Band 10: Tāʾ – al-ʿUzzā. 2. Auflage. Brill, Leiden u. a. 2000, ISBN 90-04-11813-6, S. 682–685, hier S. 682.
  12. Milan Adamović: Die alten Oghusen. In: Materialia Turcica. Band 7/8, 1981/1982 (1983), S. 26–50, hier S. 45.

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