Ortszeit

Drei Uhren mit drei verschiedenen Ortszeiten an einem Uhrenturm in Genf, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts; links Pariser Zeit (−15 min), Mitte: Genfer Zeit (±0 min); rechts: Berner Zeit (+5 min); die beiden äußeren Uhren zeigten die Ortszeiten an, die von externen Eisenbahn­gesellschaften benutzt wurden, deren Züge bis Genf fuhren.

Der Begriff Ortszeit wird zur Angabe der Tageszeit wie folgt verwendet:

  • als Synonym für Zonenzeit,
  • für die Sonnenzeit an einem Ort
    • wahre Sonnenzeit (WSZ) bzw. wahre Ortszeit (WOZ): sie vergeht um den Betrag der Zeitgleichung ungleichmäßig,
    • mittlere Sonnenzeit (MSZ) bzw. mittlere Ortszeit (MOZ): sie ist um den Betrag der Zeitgleichung korrigiert.

Die Zonenzeit ist ebenfalls eine Ortszeit, nämlich die mittlere Ortszeit bzw. mittlere Sonnenzeit an einem Ort auf dem Bezugslängengrad der betreffenden Zeitzone. Als solche wird sie innerhalb einer ganzen, idealerweise 15 Längengrade breiten Zeitzone angewendet.

Vor der Einführung der Zeitzonen wurden auch schon mittlere Ortszeiten in gleicher Weise wie Zonenzeiten gebietsübergreifend mehr oder weniger streng angewendet. Solche relativ kleinen Gebiete waren z. B. die Länder im Deutschen Reich: Preußen (mittlere Ortszeit von Berlin als Berliner Zeit), Bayern, Württemberg, Baden usw. Die Initiative war von den Eisenbahn-Gesellschaften ausgegangen, damit ortsunabhängige Fahrpläne erstellt werden konnten.

Die Information zur Ortszeit am Bahnhof Lauenförde-Beverungen („Differenz der Ortszeit gegen Berlinerzeit 10 Minuten’“)

Die Berliner Zeit war die erste Ortszeit, die ab 1833 auf eine Distanz von mehreren hundert Kilometern mit einer Genauigkeit von einer Minute festgelegt werden konnte. Sie galt auf der 588 km langen Linie des Preußischen optischen Telegrafen und wurde mittels eines Zeigersignals über 62 Stationen, alle mit einer Schwarzwälder Uhr ausgestattet, spätestens alle drei Tage synchronisiert.[1]

Am Bahnhofsgebäude von Lauenförde-Beverungen an der Sollingbahn gibt es noch heute eine historische Information bezüglich der örtlichen Zeitdifferenz gegen die Berliner Zeit.[2]

Die Bedeutung von Ortszeit als Sonnenzeit ist die ältere, ihre Verwendung als Zonenzeit heute jedoch die häufigere.

  1. Manfred Menning, P. Fuchs, A. Schwarz, Andreas Hendrich, P Sukkau: Preussens optisch-mechanische Telegraphenlinie Berlin - Köln - Koblenz 1832-1852. In: Manfred Menning und Andreas Hendrich (Hrsg.): Preussens Telegraphenlinie Berlin-Koblenz; Telegraphenbuch III. Potsdam 2012, ISBN 978-3-00-039730-1, S. 6.
  2. Bahnhof auf lauenfoerde.de, abgerufen am 3. April 2022.

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