Ostdeutschland seit 1990

Die alten Länder in der DDR bis 1952 (lila umrandet) im Vergleich zu den Bundesländern in ihren Grenzen (rot) bei deren Neugründung am 3. Oktober 1990. Seither umfasst das Land Berlin das Gebiet Groß-Berlins.

Ostdeutschland seit 1990 umfasst das Gebiet der seit der deutschen Wiedervereinigung bestehenden neuen Länder und die zugehörige Bevölkerung. Die von den oppositionellen Bürgerbewegungen der vormaligen DDR herbeigeführte friedliche Revolution sowie der daran anschließende Einigungsprozess der beiden deutschen Staaten mündete zügig in den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland, weshalb im amtlichen Sprachgebrauch auch der Ausdruck Beitrittsgebiet verwendet wurde. Damit verbunden war für die Ostdeutschen ein schlagartiger Systemwechsel in wesentlichen Lebensbereichen und binnen Kurzem eine Massenarbeitslosigkeit. Für diesen Wechsel nach der friedlichen Revolution von 1989 wird zunehmend der Begriff Transformation benutzt.

Einerseits genossen viele Ostdeutsche in der nun offenen Gesellschaft die gewonnene Reisefreiheit und einen steigenden Lebensstandard, der durch staatliche Transferleistungen unterstützt wurde. Andererseits ließen Unsicherheit und zunehmende Perspektivlosigkeit am Arbeitsmarkt die Euphorie bei den Betroffenen schnell abklingen. Die Abwanderung Arbeitssuchender jüngeren Alters in wirtschaftlich boomende Regionen Westdeutschlands, die Besetzung von Führungsfunktionen mit Westdeutschen und die ausgebliebene vollständige Angleichung der Lebensverhältnisse im Osten an die im Westen förderten bei vielen Ostdeutschen ein Gefühl des Abgehängtseins und ein Selbstbild als „Bürger zweiter Klasse“.

Die als Aufbau Ost bezeichneten Programme – darunter die rasche Abtragung ökologischer Altlasten, die städtebaulichen Sanierungen und die Modernisierung der Infrastruktur – wurden nicht von allen Ostdeutschen als Verbesserungen ihrer Lebensqualität aufgenommen. Vor allem ältere Jahrgänge waren mit den demokratischen Institutionen und regierenden Parteien in Deutschland unzufrieden. Daraus erklärt sich teilweise sowohl der Erfolg der PDS/Linke als Protest- und Oppositionspartei im Ostdeutschland der 1990er und 2000er sowie der Aufstieg der rechtspopulistischen AfD in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre.


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