Als Osteoderme (von altgriechisch ὀστέον ostéon ‚Knochen‘ und δέρμα dérma ‚Haut‘),[1] Osteodermata oder Hautknochenplatten werden bei Landwirbeltieren innerhalb der Lederhaut (Dermis) liegende und dort gebildete Knochen bezeichnet. Diese sind meist plattig, seltener kalottenförmig oder stachelförmig zugespitzt. Osteoderme sind Teil des sogenannten Dermalskeletts, dem auch alle weiteren Knochen, an deren Bildung die Haut Anteil hat, zugerechnet werden, so unter anderem das Schädeldach und die Schlüsselbeine. Benachbart liegende Osteoderme können in Abhängigkeit von ihrer Funktion durch Gelenke und Bänder miteinander verbunden sein (wie bei Krokodilen und ihren frühen Verwandten) oder entlang ihrer Kanten miteinander verzahnt oder verwachsen sein (wie bei Gürteltieren). Auf diese Art und Weise können Osteoderme zusammenhängende Knochenpanzer bilden.
Osteoderme kommen bei heutigen Kriechtieren, Amphibien sowie bei den Gürteltieren als einziger Säugetiergruppe vor. Sie sind in vielen miteinander nicht nah verwandten ausgestorbenen Gruppen nachgewiesen und waren bereits bei manchen frühen Landwirbeltieren des Karbon (vor ca. 360 bis 300 Millionen Jahren) vorhanden. Entgegen den Gemeinsamkeiten im Aufbau ihrer Knochengewebe weist das verstreute Auftreten der Osteoderme darauf hin, dass sie im Verlauf der Stammesgeschichte vielfach unabhängig voneinander durch konvergente Evolution entstanden sind und sich allenfalls eine bestimmte Veranlagung zur Bildung von Osteodermen auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen lässt.
Lage und Ausmaß der Körperbedeckung mit Osteodermen stehen mit ihrer Funktion in Zusammenhang: Neben der Panzerung können Osteoderme Teil einer aktiven Abwehreinrichtung, zum Beispiel einer Schwanzkeule, sein, der Zurschaustellung dienen, einen Calcium-Vorrat für Zeiten erhöhten Calciumbedarfs bilden oder für die Regulierung des Wärmehaushalts von Bedeutung sein. Bei Tieren, die im Wasser leben, können Osteoderme zur Erhöhung der Körperdichte beitragen. Reihen von Rückenosteodermen verhindern in vielen Fällen zu extreme Rumpfbewegungen und können auf diese Weise schädigende Belastungen, die bei der Fortbewegung an Land auftreten, von der Wirbelsäule fernhalten.
Die wissenschaftliche Untersuchung der Osteoderme, unter anderem ihres Erscheinungsbildes (im Rahmen der Morphologie), ihrer Gewebestruktur (im Rahmen der Skelett-Histologie) und ihrer Entwicklungsvorgänge (im Rahmen der Entwicklungsbiologie), um daraus Schlussfolgerungen zur Funktion, Lebensweise und Stammesgeschichte ausgestorbener Tiere zu ziehen, ist gegenwärtig ein aktives Forschungsfeld der Paläobiologie.