Otto von Habsburg

Otto von Habsburg (2004) Unterschrift Otto von Habsburgs: Entnommen aus einem Schreiben des „OTTO von HABSBURG — Mitglied des Europäischen Parlaments“, datiert mit „Pöcking, den 17. November 1995“

Otto von Habsburg, in Österreich amtlich Otto Habsburg-Lothringen, meist kurz Otto Habsburg[1] (* 20. November 1912 in Reichenau an der Rax, Niederösterreich; † 4. Juli 2011 in Pöcking, Bayern[2]), war der älteste Sohn von Karl I., dem letzten Kaiser von Österreich und König von Ungarn, und seiner Frau Zita; somit war er von 1916 bis 1918 letzter Kronprinz von Österreich-Ungarn. Er war Schriftsteller, Publizist und Politiker. Für die CSU war er von 1979 bis 1999 Mitglied des Europäischen Parlaments. Er besaß die Staatsbürgerschaften von Österreich, Deutschland und Ungarn[3] sowie – nach Eigendarstellung – auch die von Kroatien nach dessen Unabhängigkeit im Jahr 1991.[4][5]

Ab Mitte der 1930er Jahre setzte sich Otto von Habsburg – zunächst unter christlich-monarchistischen Vorzeichen – innerhalb der Paneuropa-Union für die europäische Einigung ein. Um den „Anschluss Österreichs“ an Hitler-Deutschland zu verhindern, war er bereit, bis zum Äußersten zu gehen, wie seine Korrespondenz mit Kanzler Schuschnigg von Februar 1938 belegt. Er trat als entschiedener Gegner Hitlers und des Nationalsozialismus sowie des Kommunismus auf und bezeichnete sich selbst als „Legitimisten“. In einem Nachruf hieß es: „In der Politik […] betrachtete er sich […] ,als Werkzeug Gottes‘.“[6]

Jahrzehnte später waren seine Haltung zum Rechtsextremismus und seine Aussage zum angeblichen Einfluss von Juden in der US-Politik Anlass für Kritik und Kontroversen. Ebenso wurde seine 2008 gehaltene Festrede bei einer ÖVP-Gedenkveranstaltung (zum 70. Jahrestag „Anschluss Österreichs“) im österreichischen Parlament heftig kritisiert, in der er Österreich als erstes Opfer Hitlers darstellte und behauptete, „dass es keinen Staat in Europa gibt, der mehr Recht hat, sich als Opfer zu bezeichnen!“

1961 unterzeichnete er die vom Habsburgergesetz als Bedingung für seine Einreise nach Österreich geforderte Erklärung des Verzichts auf Herrschaftsansprüche. Im selben Jahr wurde aber in Deutschland sein Sohn als Erzherzog ins Pöckinger Taufregister eingetragen. Aus der Unsicherheit über seine tatsächliche Haltung zur Republik entstand die „Habsburg-Krise“. Im Jahr 1966, nachdem Bundeskanzler Josef Klaus erstmals seit 1945 eine ÖVP-Alleinregierung bilden konnte, durfte Otto von Habsburg wieder legal nach Österreich einreisen. 1972 kam es zum „historischen Handschlag“ mit dem sozialdemokratischen Bundeskanzler Bruno Kreisky. Habsburgs politische und historische Äußerungen führten in Österreich bis 2008 immer wieder zu Kritik und Diskussionen, bei denen er vor allem die Sozialdemokraten als Gegner hatte.

Otto von Habsburg war Mitinitiator und Schirmherr des „Paneuropäischen Picknicks“ am 19. August 1989. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989/90 wurde sein persönlicher Beitrag zu diesen Ereignissen wiederholt gewürdigt.[7]

  1. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Parte-20110704.
  2. Kaisersohn Otto Habsburg 98-jährig verstorben. In: ORF.at, 4. Juli 2011, abgerufen am 4. Juli 2011.
  3. Vgl. DDr. Otto von Habsburg-Lothringen verstorben. (Memento vom 10. April 2012 im Internet Archive) In: Website des Magistrats Eisenstadt, ohne Datum; abgerufen am 6. Juli 2011.
    Vgl. Er wurde 98 Jahre alt. Kaisersohn Otto Habsburg verstorben. In: Wiener Zeitung/APA, 4. Juli 2011, abgerufen am 6. Juli 2011.
  4. Peter Seewald: „Man kann nie genug Pässe haben“. Interview mit Otto von Habsburg. In: Süddeutsche Zeitung – Magazin, Ausgabe 25/2003, 20. Juni 2003, S. 20–25.
  5. Otto von Habsburgs Aussage „Man kann nie genug Pässe haben“ hatte jedoch seinen Ursprung bereits mindestens vor dem/im November 2002, als er in einem Interview in der deutschnationalen Wochenzeitschrift Zur Zeit wiedergegeben wurde. – Siehe zitiert in: Günter Traxler: Unternehmen Otto, die Zweite. Statt g’scheit zu sein wie das Ahnl und einfach zu sagen, „es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“, fühlte sich … In: Der Standard, Printausgabe 22. November 2002 (Artikel Online in der Version 27. November 2002, abgerufen am 10. Mai 2019). Hierin (kursiv aus der Quelle übernommen): „Aber es ist ja nicht das erste Mal. Der Sündenfall begann, als sich „Zur Zeit“ einen Hausrabbiner als Wunderwaffe gegen Peter Sichrovsky zulegte, weil der auf einmal Antisemitismus in der Freiheitlichen Partei entdeckte. […] / Damit nicht genug, wurde nun auch noch besagter Otto – in der Charaktermaske „Majestät“ – um seine Meinung zur Weltlage gefragt, wozu der Interviewer in die Rolle der Alice Schalek zu schlüpfen sich mühte, um ein Flair zu erzeugen, als erlebten wir die letzten Tage der Menschheit, … / […] / Dann kam die Schalek mit einer seltsamen Frage. Darf ich fragen, fühlen Sie sich als Österreicher? Haben Sie einen österreichischen Paß? Wie kann man einen so großen Geist auf ein so kleines Land pfropfen wollen? Dementsprechend fiel auch die Antwort aus. Man kann nie genug Pässe haben. Das habe ich aus meinem früheren Leben als Emigrant, als ich ohne Paß dastand gelernt. Ich habe einen österreichischen, einen deutschen, einen ungarischen und einen kroatischen Paß. Kaiserliche Hoheit sind eben ein richtiger Passpartout, der lässt der Emigration keine Chance mehr.“
  6. Joachim Riedl: Ein letzter Hauch der Monarchie. Mit dem Tod von Otto Habsburg geht ein Kapitel österreichischer Geschichte endgültig zu Ende. In: Die Zeit, Nr. 28/2011, Österreich-Ausgabe, S. 13–14.
  7. Vgl. den mehrfach am 4. Juli 2011 wiederholten Nachruf des Österreichischen Rundfunks auf ORF 2.

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