Ein Partizip (lateinisch participium, von particeps „teilhabend“; Plural: Partizipien) ist eine grammatische Form (Partizipialform), die von einem Verb abgeleitet wird und dabei teilweise Eigenschaften eines Adjektivs erwirbt, teilweise aber auch Eigenschaften eines Verbs beibehält. Die Bezeichnung „Partizip“ und ebenso die deutsche Bezeichnung Mittelwort bringen diese Eigenart zum Ausdruck, an zwei Kategorien zugleich teilzuhaben, nämlich Verb und Adjektiv. In ähnlicher Art gibt es auch Zwischenstufen zwischen Verb und Substantiv, die als Gerundien bezeichnet werden.
Deutsche Beispiele für Partizipien sind die Formen auf -end wie spielend (zum Verb spiel(en); sogenanntes „Partizip Präsens“) und die Formen auf ge- wie gespielt (sogenanntes „Partizip Perfekt“). In der traditionellen Grammatik wurden Partizipien oft als eigene Wortart neben Verb, Adjektiv, Substantiv etc. aufgezählt; in der heutigen Sprachwissenschaft wird diese Sicht jedoch nicht geteilt, sondern Partizipien werden als Wörter oder sogar Konstruktionen angesehen, bei denen in wechselnden Anteilen verbale und adjektivische Komponenten enthalten sind.[1] Die meisten germanistischen Lehrbücher und Schulgrammatiken bezeichnen Partizipien als Verbformen.[2]
Verbale Eigenschaften von Partizipien können darin bestehen, dass sie teilweise mit den üblichen Ergänzungen des Verbs kombiniert werden und dass sie traditionell nach Zeitstufe und Aktiv/Passiv unterschieden werden. Sie zeigen jedoch nie Merkmale von finiten Verbformen (Zahl, Person und Modus), und bei der „Zeitstufe“ handelt es sich nie um ein echtes deiktisches (also finites) Tempus, sondern um relative Zeitverhältnisse, wie sie auch sonst im Infinitiv möglich sind (vgl. den Infinitiv des Perfekts wie in gespielt zu haben). Adjektivische Eigenschaften von Partizipien können z. B. darin bestehen, dass sie als Attribute zu einem Substantiv auftreten können, wobei sie im Deutschen auch die Flexion von Adjektiven aufweisen, etwa die Endung -e in spielende Kinder.
Die grammatischen Eigenschaften von Partizipien sind jedoch uneinheitlich; eine Hauptschwierigkeit des Begriffs besteht darin, dass unter der Bezeichnung „Partizip“ meist alle Varianten zusammengefasst werden, die äußerlich die gleiche Form haben (also im Deutschen mit -end, ge-), auch wenn sie ganz verschiedene grammatische Eigenschaften aufweisen. Zum Beispiel ist die flektierte attributive Form wie in gespielte Überraschung eindeutig adjektivisch, die äußerlich gleiche Form in Hilfsverbkonstruktionen des Deutschen, etwa Die Kinder haben Fußball gespielt ist eindeutig eine infinite Verbform. Daneben gibt es Verwendungen von Partizipien als adverbiale Bestimmung, die schwerer einzuordnen sind. Die Redeweise von einem Zwischenstatus des Partizips kann also verschieden ausgelegt werden: Es kann gemeint sein, dass ein Mittelwort im echten Sinn vorliegt, das also verbale und adjektivische Eigenschaften gleichzeitig aufweist, oder dass es sich um Formen handelt, die zwischen klar adjektivischen und klar verbalen Verwendungen wechseln.
Partizipien finden sich in verschiedenen Sprachen der Welt,[3] teils auch in anderen „Zeitstufen“ (vor allem Partizipien des Futurs) oder mit anderen Ausprägungen der Aktiv/Passiv-Unterscheidung. Die Erscheinung, dass, wie im Deutschen, Präsenspartizipien „aktivisch“ sind und Perfektpartizipien „passivisch“ sind, findet sich auch in anderen Sprachen als Tendenz wieder, allerdings bei weitem nicht ausnahmslos (Slawische Sprachen haben beispielsweise Perfekt-Aktiv-Partizipien). Es gibt auch Partizipien, die sich hinsichtlich der Aktiv/Passiv-Unterscheidung neutral verhalten.