Pax Britannica (lateinisch für „britischer Frieden“, nach dem Vorbild der Pax Romana) bezieht sich auf den relativen Frieden zwischen den großen Mächten in einem Zeitraum, der grob von den Napoleonischen Kriegen bis zum Ersten Weltkrieg reicht. Während dieser Zeit wurde das Britische Weltreiches („British Empire“) zur globalen Hegemonialmacht, baute eine riesige Einflusssphäre auf und übernahm die Rolle eines Art „Weltpolizisten“.[1][2]
Zwischen 1815 und 1914, einem Zeitraum, der als „imperiales Jahrhundert“ Großbritanniens bezeichnet wird,[3][4] wurden rund 26 Millionen km² Territorium und etwa 400 Millionen Menschen der Herrschaft des Britischen Empire hinzugefügt.[5] Nach dem Sieg über das napoleonische Frankreich hatten die Briten außer Russland in Zentralasien keinen ernsthaften internationalen Rivalen mehr.[6] Als Russland versuchte, seinen Einfluss auf dem Balkan auszudehnen, besiegten die Briten und Franzosen die Russen im Krimkrieg (1853–1856) und schützten so das schwache Osmanische Reich, welches als Puffer gegen die Expansion Russlands diente.
Die britische Royal Navy kontrollierte die meisten wichtigen Seehandelsrouten und war die unangefochtene Seemacht. Neben der formellen Kontrolle über die eigenen Kolonien bedeutete die beherrschende Stellung Großbritanniens im Welthandel, dass es den Zugang zu vielen Regionen wie Asien, Nordamerika, Ozeanien und Afrika effektiv kontrollierte. Britische Kaufleute, Reeder und Bankiers hatten einen so überwältigenden Vorteil gegenüber denen anderer Großmächte, dass Großbritannien zusätzlich zu seinen Kolonien ein informelles Imperium besaß.[7][8][9]