Plinius-Briefe

Der Anfang der Briefe des Plinius in der Handschrift Cesena, Biblioteca Malatestiana, Ms. S.XX.2, fol. 1r (15. Jahrhundert)

Die Plinius-Briefe sind eine Sammlung von Briefen (lateinisch Epistulae) des römischen Schriftstellers Plinius der Jüngere (61 oder 62 – ca. 113). Mit ihrer Publikation begründete er ein eigenes Genre und verschaffte sich den von ihm angestrebten Nachruhm.

„Sie sind einerseits“, konstatierte der Philologe Matthias Ludolph, „als stilistisch geformtes und veröffentlichtes Werk, Bestandteil der studia und gehören damit von Haus aus zu den Mitteln, mit denen man im Rom des Prinzipats Ruhm gewinnen kann. Darüber hinaus sind publizierte Briefe im höchsten Maße geeignet, in ganz unaufdringlicher Weise den Ruhm ihres Verfassers zu befördern.“[1]

369 Briefe sind in zehn Büchern zusammengefasst. Die ersten neun Bücher enthalten 248 Briefe, die Plinius an 105 verschiedene Adressaten gerichtet hatte. Dies waren Freunde, persönliche Bekannte und namhafte Zeitgenossen. Diese Briefe veröffentlichte Plinius selbst, bevor er als Statthalter des Kaisers Trajan nach Bithynien ging. Das zehnte postum von unbekannter Seite publizierte Buch umfasst seine Korrespondenz mit Trajan (121 Briefe, auch Antwortschreiben des Kaisers). Nur die Briefe im 10. Buch sind chronologisch geordnet.

Die Briefsammlung ist von herausragender Bedeutung als historische Quelle für das späte 1. und beginnende 2. Jahrhundert. „Das hohe Ansehen, das die Briefe von historischer Seite genießen, wird von literarisch-philologischer Seite zumeist nicht geteilt. Den Plinianischen Briefen widerfährt ein ähnliches Schicksal wie beinahe der gesamten nachklassischen Literatur, die nur sehr schwer aus dem Schatten ihrer klassischen Vorgänger heraustreten kann.“[2] In jedem der Briefe behandelte Plinius unter Einhaltung der äußeren Form (Adressat, Absender, Grußformel) ein bestimmtes Thema. Nahezu alle Bereiche des Lebens der römischen Oberschicht werden angeschnitten. Die meisten dieser in einem sprachlich „mittleren Stil“ verfassten Mitteilungen wurden für die Veröffentlichung wohl noch einmal überarbeitet. Sie geben detaillierte Einblicke, sowohl in das Alltags- als auch in das politische Leben und in die gesellschaftlichen Verhältnisse in Rom. Enthalten sind persönliche Anliegen und Beziehungen, Reflexionen über Politik, Rechts- und Gerichtswesen, Literatur und Kultur, Bildungsfragen, daneben Landschaftsschilderungen.

Bekannt sind die Beschreibungen seiner Villen Tuscum im Apennin und Laurentinum südlich von Ostia am Mittelmeer.[3]

Zu den bekanntesten Einzelstücken gehören die Schilderung des Vesuvausbruchs im Jahr 79 für Tacitus[4] und der Briefwechsel mit Trajan bezüglich der Frage, wie mit Christen zu verfahren sei.[5]

  1. Matthias Ludolph: Epistolographie und Selbstdarstellung. Untersuchungen zu den ‚Paradebriefen’ Plinius des Jüngeren. Tübingen 1997, S. 18.
  2. Frank Beutel: Vergangenheit als Politik. Neue Aspekte im Werk des jüngeren Plinius. Frankfurt am Main 2000, S. 129.
  3. Eckard Lefèvre: Plinius-Studien I. Römische Baugesinnung und Landschaftsauffassung in den Villenbriefenn (2,17; 5,6). In: Gymnasium 84 (1977), S. 519–541. Reinhard Förtsch: Archäologischer Kommentar zu den Villenbriefen des jüngeren Plinius. Mainz 1993.
  4. Plinius, Briefe 6,16.
  5. Plinius, Briefe 10,96–10,97.

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