Klassifikation nach ICD-10 | |
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A80.0 | Akute paralytische Poliomyelitis durch Impfvirus |
A80.1 | Akute paralytische Poliomyelitis durch importiertes Wildvirus |
A80.2x | Akute paralytische Poliomyelitis durch einheimisches Wildvirus |
A80.3 | Sonstige und nicht näher bezeichnete akute paralytische Poliomyelitis |
A80.4 | Akute nichtparalytische Poliomyelitis |
A80.9 | Akute Poliomyelitis, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Poliomyelitis (von altgriechisch πολιός poliós, deutsch ‚grau, weißlich‘ und μυελός myelós, deutsch ‚Mark‘)[1][2] oder Poliomyelitis acuta, kurz Polio, deutsch (spinale) Kinderlähmung, Polioerkrankung oder Heine-Medin-Krankheit genannt,[3] ist eine von Polioviren vorwiegend im Kindesalter hervorgerufene Infektionskrankheit. Die ursprüngliche Bezeichnung leitet sich von den Entdeckern des Virus, Jakob von Heine und Karl Oskar Medin, ab. Sie befällt Motoneurone und kann zu schwerwiegenden, bleibenden Lähmungen führen. Diese betreffen häufig die Extremitäten. Der Befall der Atemmuskulatur ist tödlich, als Reaktion führte dieser Krankheitsverlauf zur Entwicklung der ersten maschinellen Beatmungsverfahren. Auch Jahre nach einer Infektion kann die Krankheit wieder auftreten.
Das Virus wird meist durch Schmierinfektion (Urin oder Stuhl) übertragen, aber auch Tröpfcheninfektionen sind möglich. Es kann sich nur im Menschen (und einigen Affenarten) vermehren und nur von Mensch zu Mensch übertragen werden.[4]
Seit den 1950er Jahren sind Impfstoffe gegen Polio verfügbar. Die Erkrankungszahlen sind seitdem stark rückläufig. Große Gesundheitsorganisationen, allen voran die WHO, arbeiten seit Jahren auf die Ausrottung von Polio hin.[5] Es gibt allerdings immer wieder Rückschläge. So verbreitet sich Polio (Stand Anfang 2020) in Afghanistan und Pakistan. In der Ukraine erkrankten im Jahr 2015 zwei Kinder, obwohl Europa bereits 2002[6] als komplett frei von Polio erklärt worden war. Im September 2022 wurde im US-Bundesstaat New York der Notstand ausgerufen, nachdem das Virus im Abwasser von vier Bezirken sowie in New York City nachgewiesen worden war (siehe unten).
Nachdem in Afrika vier Jahre lang kein neuer Fall von Wild-Poliomyelitis aufgetreten war, erklärte die WHO Afrika am 25. August 2020 für „Wild-Polio-frei“.[7] Unabhängig von Wild-Polioviren breiten sich hier jedoch vom Lebendimpfstoff abgeleitete Polioviren (cVDPVs) aus, eine Folge un- bzw. unterimmunisierter Populationen mit geringen hygienischen Standards. Daher schätzte die WHO am 1. September 2020 das Risiko der Ausbreitung von cVDPVs in Zentralafrika und im Horn von Afrika als „hoch“ ein.[8] Mehr als ein Dutzend Länder Afrikas, darunter Angola, Kongo, Nigeria und Sambia kämpfen weiterhin gegen diese Erkrankung.[9] Auch im Gazastreifen wurden im Juli 2024 in Abwasserproben cVDPVs gefunden.
Im Oktober 2024 wurde in Pakistan nach einem Anstieg von Krankheitsfällen eine landesweite Impfkampagne gestartet, um 45 Millionen Kinder vor Polio zu schützen.[10]
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