Pro-Ana

Pro-Ana (von pro: für und Anorexia nervosa: Magersucht) und Pro-Mia (Bulimia nervosa: Ess-Brechsucht) sind Bewegungen von Mager- beziehungsweise Ess-Brechsüchtigen im Internet. Sie entstanden Anfang des 21. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten und breiteten sich von dort auch nach Europa aus.

Die Anhänger von Pro-Ana, fast ausschließlich junge Frauen, idealisieren die Magersucht und sind zumeist selbst magersüchtig. Dabei sind sie sich ihrer Erkrankung bewusst. Statt dagegen zu kämpfen, versuchen sie, weiter abzunehmen – auch wenn dies mit Lebensgefahr verbunden ist. Die Betroffenen tauschen sich über spezielle Pro-Ana-Websites aus und stellen dort die Magersucht bildhaft als extremes Schlankheitsideal dar, dem sie sich mit radikalen Maßnahmen nähern, mit dem Ziel, Zufriedenheit mit sich und ihrem Aussehen zu erreichen. Die Magersucht erhält dabei den Anklang einer Art der Selbstverwirklichung, der Souveränität und der Macht über den eigenen Körper, die gegen eine feindselige Umwelt verteidigt werden muss. Die Assoziation von „Ana“ mit dem Namen „Anna“ ist gewollt und steht für eine idealisierte Personifikation der Magersucht. Sie kommt insbesondere im „Brief von Ana“ zum Ausdruck, der sich auf den Webseiten der Bewegung als ein zentrales Manifest findet. Pro Ana ist insbesondere deswegen umstritten, weil sich die Betroffenen im Internet austauschen. Hierbei wird die Gefahr gesehen, dass sich die Betroffenen gegenseitig weiter dazu anspornen, mit allen Mitteln abzunehmen und dass Unbeteiligte so ebenfalls zur Magersucht inspiriert und daran erkranken könnten.

Die Zahl der Pro-Ana-Seiten im deutschsprachigen Raum wurde 2007 auf mehrere hundert geschätzt.[1]

Allgemein lässt sich beobachten, dass die Pro-Ana-Anhänger und -Anhängerinnen zwei Lager bilden: „Ana till the end“ und „With Ana“.

Die Anhängenden von „Ana till the end“ (kurz: ATTE), was im Deutschen „Ana bis zum Ende“ bedeutet, sind sehr radikal. Sie nehmen die tödlichen Folgen der Magersucht in Kauf oder wollen sich sogar absichtlich „zu Tode hungern“. Viele Blogs und Foren, die dazu aufrufen, wurden gesperrt, da sie als besonders gefährlich gelten.

Die Anhängenden von „With Ana“, was im Deutschen „mit Ana“ bedeutet, wollen in der Regel nicht sterben, sondern „mit der Magersucht leben“. Sie verherrlichen die Krankheit nicht, wollen aber auch nicht gesund werden. Viele dieser Blogs und Foren sind legal.

  1. Christiane Eichenberg, Elmar Brähler. „Nothing tastes as good as thin feels…“ – Einschätzungen zur Pro-Anorexia-Bewegung im Internet. Psychother Psych Med 2007; 57: 269-270 doi:10.1055/s-2007-970912

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