Publius Plautius Pulcher

Publius Plautius Pulcher (* um 6 n. Chr.; † zwischen 48 und 54 n. Chr.) war ein römischer Politiker der frühen Kaiserzeit.

Plautius Pulcher, ein Mitglied der plebejischen gens Plautia, war der jüngste Sohn des Marcus Plautius Silvanus, ordentlicher Konsul im Jahr 2 v. Chr., und seiner Ehefrau Lartia.[1] Er hatte drei ältere Geschwister: Marcus Plautius Silvanus, der 24 n. Chr. die Prätur bekleidete,[2] Plautia Urgulanilla, die erste Ehefrau des späteren Kaisers Claudius,[3] und den früh verstorbenen Aulus Plautius Urgulanius.[4] Seine Ehefrau Vibia war eine Tochter des Gaius Vibius Marsus, Suffektkonsul 17 n. Chr.[5]

Unter Tiberius (14–37 n. Chr.) machte der junge Plautius Pulcher als Schwager des Kaiserneffen Claudius und Onkel seines ältesten Sohnes Claudius Drusus schnell Karriere: Er gehörte zum Freundeskreis von Drusus Caesar, einem Großneffen des Kaisers, war tresvir monetalis (Münzmeister), im Jahr 31 als Kandidat des Kaisers Quästor, 33 Volkstribun und 36 praetor ad aerarium.[6] Die Skandale um seine älteren Geschwister in den 20er Jahren – sein Bruder Marcus tötete sich selbst, nachdem er wegen der Ermordung seiner Frau Apronia angeklagt worden war,[7] und Claudius ließ sich wegen Ehebruchs und Mordverdachts von seiner Schwester Urgulanilla scheiden[8] – scheinen seinem Fortkommen nicht geschadet zu haben.

Unter Caligula (37–41) und zu Beginn der Herrschaft des Claudius (41–54) bekleidete Plautius Pulcher dann allerdings offenbar keine Ämter mehr. Erst im Zusammenhang mit der Reaktivierung des Zensorenamtes durch Claudius und Lucius Vitellius 47/48 kam er zu neuen Ehren: Er wurde in den Patrizierstand erhoben, zum Augur[9] und zum curator viarum sternendarum (zuständig für den Straßenbau) ernannt und verwaltete schließlich als Proprätor für einige Zeit die Provinz Sicilia.[10] Das Konsulat, den Höhepunkt der römischen Ämterlaufbahn, erreichte er im Gegensatz zu seinem Vater und anderen Verwandten wie Quintus Plautius oder Tiberius Plautius Silvanus Aelianus nicht.[11]

Publius Plautius Pulcher starb vor 54 und wurde zusammen mit seiner Frau Vibia bei seinen Eltern und seinem Bruder Aulus Plautius Urgulanius im Familienmausoleum an der Via Tiburtina bestattet.[12]

  1. Vater und Mutter: CIL 14, 3606; CIL 14, 3607.
  2. Prätur des Marcus Plautius Silvanus: Tacitus, Annalen 4,22.
  3. Ehe mit und Kinder von Claudius: Sueton, Claudius 26,2; 27,1.
  4. Aulus Plautius Urgulanius: CIL 14, 3606 und Diskussion bei Mary Beard: Vita inscripta. In: Widu-Wolfgang Ehlers (Hrsg.): La biographie antique. Bonn 1998, ISBN 3-7749-2880-0, S. 102.
  5. Ehefrau: CIL 14, 3607.
  6. Karriere unter Tiberius: CIL 14, 3607 und Rudolf Hanslik: Plautius II.6. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 4, Stuttgart 1972, Sp. 910 f..
  7. Tod der Apronia und anschließende Prozesse: Tacitus, Annalen 4,22.
  8. Scheidung von Claudius: Sueton, Claudius 26,2.
  9. Zum Augur wurde er vielleicht auch schon nach dem Tod seines Bruders 24 n. Chr. ernannt. Vgl. Jörg Rüpke, Anne Glock: Fasti sacerdotum. Die Mitglieder der Priesterschaften und das sakrale Funktionspersonal römischer, griechischer, orientalischer und jüdisch-christlicher Kulte in der Stadt Rom von 300 v. Chr. bis 499 n. Chr. Teil 2. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-07456-2, S. 1212.
  10. Karriere unter Claudius: CIL 14, 3607 und Klaus Wachtel: P. Plautius Silvanus (P 472). In: Leiva Petersen u. a. (Hrsg.): Prosopographia Imperii Romani. 2. Auflage. Band 6. Berlin u. a. 1998, ISBN 3-11-015048-4, S. 190.
  11. Dass Plautius Pulcher trotz seines familiären Hintergrunds und seines ausreichend langen Lebens nicht zum Konsulat gelangte, überrascht Werner Eck: Plautius [II 9]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 9, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01479-7, Sp. 1117. Diskussion („failed life“ oder „failed representation of a failed (or successful) life“ in der Grabinschrift) bei Mary Beard: Vita inscripta. In: Widu-Wolfgang Ehlers (Hrsg.): La biographie antique. Bonn 1998, ISBN 3-7749-2880-0, S. 106–108.
  12. Inschriften auf dem Familienmausoleum: CIL 14, 3606; CIL 14, 3607. Zum Grabmal Heike Niquet: Inschriften als Medium von „Propaganda“ und Selbstdarstellung im 1. Jh. n. Chr. In: Gregor Weber u. a. (Hrsg.): Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr. Stuttgart 2003, ISBN 3-515-08251-4, S. 171–173.

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