Ragamala ist eine Gattung der indischen Miniaturmalerei, die den musikalischen Ausdruck eines Ragas als einem melodischen Gerüst in der klassischen indischen Musik in eine Bildsprache überträgt. Im Bereich der Musik bildet eine Ragamala (Sanskrit, „Kette/Kranz von Ragas“) eine Familie von Melodieformen, die zu einem bestimmten Raga gehören, der als männliches Familienoberhaupt vorgestellt wird. Beim am weitesten verbreiteten System sind den sechs männlichen Ragas jeweils fünf weibliche Raginis zugeordnet, in einem umfangreicheren System kommen noch jeweils acht Söhne (Putras) hinzu. In der Malerei illustriert eine Ragamala mit je nach Stilrichtung abweichenden kodifizierten Gestaltungselementen die Charakteristiken eines Ragas. Der Klassifizierung der Ragas in Gruppen liegt eine seit altindischer Zeit verfeinerte Musiktheorie zugrunde.
Die ältesten Ragamala-Darstellungen finden sich auf einem um 1475 datierten Manuskript aus Westindien. Ab Ende des 16. Jahrhunderts entstanden die typischen Ragamalas, als sich ein provinzieller Stil der höfischen Mogulmalerei und regionale Traditionen in Rajasthan gegenseitig beeinflussten. Die Ragamala-Malereigattung war vor allem im 17. und 18. Jahrhundert beliebt und wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts fortgeführt. Die einzelnen Malschulen hatten ihre Werkstätten in den nordindischen Fürstenstaaten in Rajasthan, Zentralindien, der Ganges-Ebene und an den Ausläufern des Himalaya im Nordwesten.
Eine Ragamala-Illustration bildet nicht eine Raga-Tonfolge ab. Malerei und Musik gehören zu unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen, die in einer religiös-mythologischen Anschauung verbunden sind. Ein Raga in der Musik färbt die Gefühlsstimmung (rasa) akustisch, eine gemalte Ragamala visuell.