Residential Schools nannte man in Kanada Schulen, die von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1996 betrieben wurden. Es handelte sich um internatartige Schulen ausschließlich für Kinder der kanadischen Ureinwohner, also der First Nations, der Inuit und der Métis, sowie der im Süden Québecs lebenden NunatuKavummiut, die auch als Inuit-metis bezeichnet werden und der Nunatsiavut, die im Norden von Labrador leben.
Diese Schulen sollten die Kinder von den Eltern fernhalten und zugleich von ihrem kulturellen Einfluss. Der Gebrauch ihrer jeweiligen Muttersprache wurde ihnen strikt verboten, stattdessen sollten sie Englisch bzw. Französisch lernen. Damit verbunden war ein allgemeiner Zivilisierungsauftrag, dessen treibende Kraft eine Untersuchungskommission 1996 als „kulturellen Triumphalismus“ bezeichnete.[1]
Insgesamt handelt es sich um bis zu 3000 Institutionen, die in einem Verfahren zur Anerkennung als ehemalige Residential Schools stecken oder bereits anerkannt sind.[2]
Unter Federführung des Department of Indian Affairs and Northern Development und gesetzlich gegründet auf den Indian Act von 1876, den Gradual Civilization Act von 1857 und den Gradual Enfranchisement Act von 1869, erhielten vor allem die Kirchen – überwiegend die katholische und die anglikanische sowie die Vorgänger der United Church of Canada, also Presbyterianer, Methodisten und Kongregationalisten – den Auftrag, diese Schulen zu führen.
Dort kam es zu zahlreichen psychischen und physischen Übergriffen, für die sich sowohl die beteiligten Kirchen inoffiziell (z. B. 2009 die katholische[3]) als auch der kanadische Staat (2008) entschuldigt haben.[4] Doch der mehrere Generationen umfassende Versuch, ganze Kulturen auszulöschen, wird bis heute nur selten als ein Verbrechen verurteilt.
Die Lebenswege der Opfer sind bis heute von diesen Vorgängen gekennzeichnet, wenn ihnen auch eine gewisse Wiedergutmachung zukommt und sie bisweilen psychotherapeutisch unterstützt werden.