Rollsiegel

Akkad-zeitliches (ca. 2330–2200 v. Chr.) Rollsiegel aus Lapislazuli mit moderner Abrollung, Chicago, Oriental Institute

Rollsiegel oder Zylindersiegel sind zylindrische Siegel, deren Mantelfläche mit einer eingravierten Darstellung versehen wurde, die auf einem formbaren Material (v. a. Ton) eine Abrollung in Form eines fortlaufenden Bandes erzeugen konnte. Im Normalfall waren die Siegel bzw. Siegelzylinder aus Stein oder Schmuckstein (vor allem Onyx, Lapislazuli, Achat) oder künstlich hergestellten Steinen (v. a. Quarzkeramik) geschnitten. Nahezu alle Rollsiegel waren in Intaglio-Technik gearbeitet, das heißt, dass die Darstellung vertieft gearbeitet wurde und der Abdruck so im Hochrelief erscheint.

Das zum Schutz (Versiegelung) gegen unberechtigten Zugriff und zur Bestätigung von Verträgen dienende Rollsiegel ist in Südmesopotamien/Südwest-Iran[1] in der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. erfunden worden und ist bis in das 1. Jahrtausend v. Chr. die dominante Siegelform des Alten Orients. Wohl von dort übernommen treten lokal hergestellte Rollsiegel auch im Ägypten des Alten bis Mittleren Reiches sowie im Bereich der Indus-Kultur auf. Außerhalb dieser Gebiete treten zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Gebieten (Balkan, Italien, Transkaukasien, Lateinamerika) Zylinder zur Verzierung von Keramik auf, die aber keine Siegelfunktion hatten.

  1. Erika Bleibtreu: Iran in prähistorischer und frühgeschichtlicher Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 76–185, hier: S. 77–78, 121–128 (Katalognummer 45–50) und 162 (Katalognummer 88).

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