Scherifen von Mekka

Das Herrschaftsgebiet der Scherifen von Mekka Ende des 17. Jahrhunderts
Mitglieder verschiedener Scherifenfamilien in Mekka (aus Christiaan Snouck Hurgronjes Bilder-Atlas zu Mekka von 1888)

Die Scherifen von Mekka (arabisch أشراف مكة aschrāf Makka, DMG ašrāf Makka) waren ein weitverzweigtes Netz scherifischer Familien, die von ca. 968 bis 1925 die Herrscher von Mekka stellten. Gemeinsam war diesen Familien die hasanidische Herkunft, sie führten ihren Stammbaum also auf den Prophetenenkel al-Hasan ibn ʿAlī zurück. Der jeweils herrschende Scherif wurde seit Beginn der Mamlukenherrschaft in Ägypten als „Emir von Mekka“ (amīr Makka) bezeichnet.[1] Häufig machten sich die verschiedenen Zweige der Familie die Macht gegenseitig streitig und lagen im Kampf miteinander. Zeitweise teilten sie sich aber auch die Herrschaft. Bis zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren die Scherifen von Mekka zaiditische Schiiten, danach gingen sie zum sunnitischen Islam über.

Das Herrschaftsgebiet der Scherifen von Mekka erstreckte sich die meiste Zeit über nicht nur auf die Stadt Mekka und ihr Umland, sondern auch über weite Teile des Hedschas mit den Städten Ta'if, Dschidda, Yanbuʿ und Medina. Zwar erkannten die Scherifen von Mekka fast durchgehend die Oberherrschaft verschiedener islamischer Dynastien an, doch verfügten sie durch die Zusammenarbeit mit verbündeten Beduinen über eigene Streitkräfte und erhoben auch eigene Steuern. Als Kompensation dafür, dass sie ihre Oberherrschaft über die heilige Stadt anerkannten und den Schutz der Haddsch-Karawane sicherten, ließen ihnen die Herrscher der betreffenden islamischen Großreiche Subsidienzahlungen und Geschenke zukommen. Vom 15. Jahrhundert bis zum frühen 19. Jahrhundert betätigten sich die mekkanischen Scherifen außerdem im Seehandel auf dem Roten Meer und im Indischen Ozean.

In osmanischen Einsetzungsurkunden wird die mekkanische Herrscherfamilie seit dem 16. Jahrhundert als „haschimitische Dynastie“ (sulāla Hāšimīya) bezeichnet.[2] In europäischen Beschreibungen werden die herrschenden Scherifen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Unterscheidung von anderen Scherifen meist Großscherifen genannt,[3] eine Bezeichnung, die in arabischen Quellen kein Gegenstück hat.[4] Die heutige Dynastie der Haschimiten von Jordanien geht aus der Nachkommenschaft des vorletzten Scherifen Hussain I. ibn Ali, der sich 1916 zum König der Araber ausrief, hervor.

  1. Steenbergen: Caliphate and kingship. 2016, S. 19.
  2. Vgl. die bei Uzunçarşılı: Mekke-i mükerreme emirleri. 1984, S. 31–34 wiedergegebenen Urkunden.
  3. Der Begriff findet sich zum ersten Mal bei Didier: Séjour chez le Grand-Chérif de la Mekke. 1857.
  4. Zur Bezeichnung „Grand Sherif“ als europäischer Erfindung siehe auch David Georg Hogarth: Hejaz before World War I. A Handbook. Oleander Press, Cambridge, 1978. S. 50.

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