Schockraum

Ein Schockraum ist für die sofortige Behandlung und Stabilisierung schwerstverletzter oder akut erkrankter Patienten konzipiert und mit modernster Technik ausgestattet.

Ein Schockraum, auch Reanimationsraum,[1] ist in Europa[2] oft Bestandteil der Notaufnahme eines Krankenhauses. Er dient der Erstversorgung schwerstkranker, beziehungsweise schwerverletzter bzw. polytraumatisierter Patienten. Das Ziel ist die schnellstmögliche Diagnostik und Therapie der lebensbedrohlichsten Erkrankungen oder Verletzungen. Daher wartet das medizinische Fachpersonal zur unverzüglichen Übernahme bereits im Schockraum auf den Patienten, wenn dieser durch den Rettungsdienst vorangemeldet ist.

Für kritisch kranke Patienten aus den nicht unfallchiurgischen Bereichen wie der Inneren Medizin oder der Neurologie, aber auch bei nicht-traumatologischer Ursache bei Erkrankungen beispielsweise des Bereichs der Neurochirurgie, Viszeralchirurgie oder Gefäßchirurgie gab es lange Zeit kein etabliertes Schockraumkonzept, im Gegensatz zum amerikanischen Emergency Room.[2] Und das, obwohl nicht-traumatologisch kritisch kranke Patienten mit einem Verhältnis von 4:1 nicht nur deutlich häufiger sind,[3] sondern auch noch deutlich kränker – wie die Mortalitätsraten im Vergleich zeigen: Im nicht-traumatologischen Schockraum liegt die 30-Tage Mortalität bei 34 %[4] während sie im traumatologischen Schockraum bei 10–19 %[5] liegt.

Die im traumatologischen Schockraum zu bewältigenden Aufgaben lassen sich in drei Aspekte gliedern:[1]

Diese Maßnahmen müssen in enger zeitlicher Abstimmung erfolgen, was hohe Anforderungen an die Einrichtung[1] und das interdisziplinäre Team stellt. Daher sollten regelmäßige Weiterbildungen und Simulationsübungen stattfinden. Nach der Erstversorgung wird der Patient in der Regel auf eine Intensivstation oder direkt in den Operationssaal verlegt.

Im zertifizierten traumatologischen Schockraum wird nach einem bestimmten Algorithmus behandelt. Dieser orientiert sich am ATLS-Konzept oder am ETC-Konzept, basierend auf der Trauma-Leitlinie, die von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie federführend herausgegeben wird. Ein überregionales Traumazentrum muss mindestens zwei Schockraumpatienten gleichzeitig versorgen können.

Im nicht-traumatologischen Schockraum sind die Notfallmediziner und Notfallpflegekräfte mit einer deutlich breiteren Variation an Ursachen für die kritisch kranken Patienten konfrontiert.[4] Der nicht-traumatologische Schockraum gliedert sich grundsätzlich in vier Phasen[7]:

  • Vorbereitungsphase, in der das Team zusammengestellt, Material hergerichtet und Transferstellenpartner informiert werden
  • Erstversorgung, in der der Patient stabilisiert, der Problemfokus und das Leitsymptom eruiert werden
  • Weitere Versorgungen, in der verschiedene Differentialdiagnosen durch Anamnese, Untersuchung und Diagnostik ausgeschlossen werden, um zu einer Arbeitsdiagnose zu gelangen
  • Disposition & Debriefing, in der die grundlegende Behandlung durchgeführt und der Patient anschließend verlegt wird. Durch ein Debriefing lernt das Team nach jedem Schockraum und verbessert sich stetig.

Im Weißbuch zur Versorgung kritisch kranker, nicht-traumatologischer Patienten im Schockraum[8] der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin finden sich Empfehlungen zur Behandlung dieses speziellen Patientenklientels. Für den nicht-traumatologischen Schockraum wurde das (PR_E-)AUD²IT Schema[7] als Behandlungsalgorithmus entwickelt. Zumindest Teile des Teams im Schockraum müssen nach Advanced Critical illness Life Support (ACiLS) oder vergleichbarem Konzept geschult sein.

  1. a b c Harald Tscherne, Gerd Regel (Hrsg.): Tscherne Unfallchirurgie: Trauma-Management, Band 1. Springer, Heidelberg, Berlin 1997, ISBN 3-642-59215-5, S. 68 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Rolf Rossaint, Christian Werner, Bernhard Zwißler (Hrsg.): Die Anästhesiologie: allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin. Springer, Berlin/ Heidelberg 2004, ISBN 3-540-00077-1, S. 1142 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. M. Miagnerelli: A ’shock room‘ for early management of the acutely ill. In: Anaesthesia and Intensive Care. Band 37, S. 426–431.
  4. a b M. Bernhard: Resuscitation room management of critically ill nontraumatic patients in a German emergency department (OBSERvE-study). In: European Journal of Emergency Medicine. Band 25, Nr. 4, 2018, S. e9–e17.
  5. TraumaRegistry DGU® Committee on Emergency Medicine: Intensive Care and Trauma Management of the German Trauma Society (NIS). 20 years of trauma documentation in Germany – actual trends and developments. In: Injury. Band 45, Supplement 3, 2014, S. S14–S19
  6. Arnulf Thiede, Norbert Roewer, Olaf Elert, Hubertus Riedmiller (Hrsg.): Chronik und Vision. Zentrum Operative Medizin 2004. Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg 2004, ISBN 3-00-013537-5, S. 316.
  7. a b I. Gröning: Das (PR_E-)AUD2IT-Schema als Rückgrat für eine strukturierte Notfallversorgung und Dokumentation nichttraumatologischer kritisch kranker Schockraumpatienten. In: Notfall + Rettungsmedizin. doi:10.1007/s10049-021-00878-w
  8. M. Bernhard: Versorgung kritisch kranker, nicht-traumatologischer Patienten im Schockraum. In: Notfall + Rettungsmedizin. Band 25, 2022, S. 1–14. doi:10.1007/s10049-022-00997-y

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