Dieser Artikel behandelt die Vitalismus-Ausrichtung des 18. Jahrhunderts. Zur medizinischen Schule von Montpellier des Mittelalters siehe Universität Montpellier#Geschichte.
Die Schule von Montpellier oder Doctrine médicale de l’École de Montpellier auch kurz École de médecine de Montpellier kann als besondere Ausrichtung des Vitalismus verstanden werden, wie sie von Théophile de Bordeu (1722–1776), Paul Joseph Barthez (1734–1806) und Louis de la Caze (1705–1765), begründet wurde.[1]
Der französische Vitalismus folgte den Überlegungen von Georg Ernst Stahl insofern, als der lebende Organismus von einem internen vitalen Prinzip, principe vital gesteuert sein würde und er sich hierdurch von der ihn umgebenden unbelebten, anorganischen Welt unterscheiden würde. Die (vollständige) Erklärung organischen Phänomene ausschließlich auf dem Fundament von Erkenntnissen physikalischer oder mechanischer Gesetzmäßigkeiten sah man als unzureichend an.
Für Barthez, gab es nur ein Lebensprinzip, für Bordeu waren es eine Reihe von Aktivitäten und lokale Befindlichkeiten, welche nicht auf die Physik oder Chemie reduzierbar waren, die den Prozess des Lebens untermauerten.
Diese Schule war durch zwei Voraussetzungen charakterisiert, die sie von vorherigen Lehren unterschieden:
sie konnte sich nicht mit einem Animismus begnügen, wie er von Georg Ernst Stahl vertreten wurde, wonach die einer empirischen Forschung unzugängliche „vernünftige Seele“ für die Lebensvorgänge zuständig war;
sie fand jedoch auch eine zu strikte Trennung von Körper und Seele, wie sie die cartesianische Philosophie nahelegte, als ungeeignete Lösung des Leib-Seele-Problems.[2]
↑Elizabeth A. Williams: A Cultural History of Medical Vitalism in Enlightenment Montpellier (The History of Medicine in Context). Ashgate Publishing Limited, Burlington, VT 2003, ISBN 0-7546-0881-6.
↑Dörner, Klaus: Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. 1969 Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6; (b) zu Stw. „Geistesströmungen“: S. 121 ff.; (a) zu Stw. „Philippe Pinel“: S. 152