Sebastiano Ziani

Sebastiano Ziani (Sebastianus) (* um 1102; † 13. April 1178 in Venedig) regierte von 1172 bis 1178 die Republik Venedig. Nach der Tradition, wie die staatlich gesteuerte Geschichtsschreibung Venedigs genannt wird, war er der 39. Doge. Zugleich war er der erste Doge, der nicht von der Volksversammlung gewählt wurde.

Mit ihm setzte die vermögend gewordene Fernhändlerschicht eine Art Versammlung durch, in der sich nur noch die männlichen Oberhäupter der einflussreichsten Familien versammelten. Deren Zugang blieb auf Familien begrenzt, die sich neben Vermögen durch Prestige und altes Herkommen auszeichneten. Diese Umwälzungen waren die unmittelbare Folge des Mordes an seinem Vorgänger. Dieser hatte einen großen Teil der Flotte und ihrer Mannschaften im Kampf gegen Byzanz eingebüßt, zudem war Venedig durch eine von den Rückkehrern eingeschleppte Epidemie schwer getroffen worden.

Karte der Inseln Venedigs im 11./12. Jahrhundert
Die heutige Einteilung Venedigs in sechs Stadtteile, die Sestieri, geht auf Ziani zurück.

Diese Katastrophe erzwang umfangreiche Eingriffe. Sebastiano Ziani legte einerseits das Fundament für eine Sicherung und Neuordnung der Staatsfinanzen, etwa durch freiwillige Anleihen (imprestiti). Diese waren wiederum die Grundlage für die späteren Zwangsanleihen, mit deren Hilfe die Vermögenden zu Aufgaben der Kommune herangezogen wurden, allen voran der Finanzierung der Kriegsführung und der Lebensmittelversorgung. Zudem errichtete die Kommune eine staatliche Aufsicht über eine Vielzahl von Gewerben, vor allem die Lebensmittel produzierenden.

Andererseits wurde Ziani eine Art früher Stadtplanung zugeschrieben, wobei er vor allem den Markusplatz vergrößern, mit neuen Baulichkeiten versehen und pflastern, aber auch die Stadt in die heutigen Sestieri einteilen ließ, die sechs Stadtteile. Dies gestattete erstmals einen unmittelbaren Zugriff auf zahlreiche Ressourcen der Stadt sowie eine tiefgreifende staatliche Durchdringung.

Viel eindrücklicher im Gedächtnis blieb jedoch seine Rolle als Vermittler zwischen den ghibellinischen Städten und Kaiser Friedrich I. auf der einen sowie Papst Alexander III., dem Normannenreich Süditaliens und den reichsfeindlichen Kommunen Norditaliens auf der anderen Seite. Unter Zianis Vermittlung kam es 1177 zum Frieden von Venedig zwischen Alexander und Friedrich. Um diesen Vorgang, den Heinrich Kretschmayr die „Bekrönung des Lebenswerkes“ Zianis nannte, rankte sich bald eine Reihe von Legenden, einschließlich eines angeblich sechsmonatigen oder einjährigen, heimlichen Aufenthaltes Papst Alexanders in einem Kloster der Stadt sowie eines (erfundenen) Sieges in der Seeschlacht von Salvore über Otto, einen der acht Söhne Kaiser Friedrichs. Eine Reihe von Chroniken und Inschriften, vor allem aber Gemälde an den zentralen Orten der Machtrepräsentation, ließen zahlreiche Legenden bis in die jüngste Vergangenheit als selbstverständlicher Teil der venezianischen Geschichte erscheinen.


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