Der Begriff sexuelle Verwahrlosung oder sittliche Verwahrlosung beschreibt ein von der gesellschaftlichen Norm abweichendes sexuelles Verhalten. Überwiegend wurden Mädchen und Frauen in sozialwissenschaftlichen, sozialpädagogischen und pädagogischen Zusammenhängen als sexuell verwahrlost bezeichnet, der Begriff spielte unter anderem eine wichtige Rolle bei der Inhaftierung und Verfolgung von Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus und war ein Schlagwort in der Erziehungsarbeit der 1950er bis 1970er Jahre. Durch Medienberichte über provokative Raptexte, Fälle von Kinderarmut und -vernachlässigung sowie exzessiven Medienkonsum kam der Begriff, jetzt auf Kinder und Jugendliche beiden Geschlechts bezogen, ab Mitte der 2000er Jahre wieder in die gesellschaftliche Diskussion.