Sicherheitsniederrad

Sicherheitsniederrad Rover III, 1888, ursprüngliche Rahmenform als Rhombus

Der Prototyp des modernen Fahrrads wurde in der Zeit seiner Entstehung (Ende des 19. Jahrhunderts) als Sicherheitsniederrad (oder Niederes Sicherheitsrad) bezeichnet. Es folgte dem wegen seiner großen Räder und dem weit vorn sitzenden Fahrer sturzanfälligen und gefährlichen Hochrad. Zwischenstufe in der Entwicklung zum Niederrad war das sogenannte Hohe Sicherheits-Zweirad.[1] Mit nach hinten geneigter Vorderradgabel und deutlich hinter die Achse des vorderen Rades verschobenem Fahrersitz wurde Sicherheit gewonnen, indem die Gefahr eines Sturzes nach vorn bei Überfahrt eines Bodenhindernisses (z. B. einer Schwelle) verringert wurde. Danach ging man auf zwei etwa gleiche kleinere (niedere) Räder über, wodurch der Fahrersitz bis knapp hinter die Mitte des Fahrrads verlegt werden konnte. Das Risiko eines Sturzes nach vorne wurde dadurch weitestgehend ausgeschlossen. Generell wurden Stürze wegen der geringen Sturzhöhe bei diesem Niederen Sicherheitsrad[2] weniger gefährlich.

Durch die annähernd unter dem Fahrer befindlichen Tretkurbeln und den Kettenantrieb (auf das Hinterrad) mit Übersetzung ins Schnelle blieb der Pedalantrieb effektiv. Auf ein angetriebenes großes Rad wie beim Hochrad konnte verzichtet werden. Die bezüglich mechanischer Festigkeit optimale Rahmengeometrie wurde fast gleichzeitig mit dem Sicherheitsniederrad als sogenannter Diamantrahmen bereits gefunden.

Der Begriff Sicherheitsniederrad änderte sich bald zu Niederrad. Heute spricht man trotz nahezu gleicher Bauart nur noch vom Fahrrad.

Hochrad-Fahren blieb noch lange Zeit Kunstradsport, während das Niederrad bzw. das Fahrrad mit Diamantrahmen zu einem Massenverkehrsmittel wurde.

  1. Wilhelm Wolf: Fahrrad und Radfahrer, Leipzig 1890, Die bibliophilen Taschenbücher, Dortmund, 1979, S. 100.
  2. Wilhelm Wolf: Fahrrad und Radfahrer, S. 107.

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