Simplikios von Kilikien (altgriechisch Σιμπλίκιος, lateinisch Simplicius; * um 480; † um 560) war ein spätantiker griechischer Philosoph der neuplatonischen Richtung. Er lebte im Oströmischen Reich und trat vor allem als Kommentator von Schriften des Aristoteles hervor, die er neuplatonisch deutete. Gemäß der im spätantiken Neuplatonismus vorherrschenden Sichtweise hielt er Aristoteles für einen Platoniker und bemühte sich, platonische und aristotelische Lehren zu harmonisieren. Dabei ging es ihm auch um die Verteidigung der klassischen philosophischen Tradition und des religiösen Weltbilds der Neuplatoniker gegen christliche Kritik. Er erörterte die Beschaffenheit des Weltalls, bemühte sich um die Definition des Begriffs Materie, untersuchte das Phänomen Zeit und setzte sich mit dem Problem des Ursprungs der Übel auseinander. In seinem Kommentar zum Handbüchlein des Stoikers Epiktet, einer Einführung in die Ethik, stellte er die begründenden Prinzipien des aus seiner Sicht richtigen Handelns dar. Dabei legte er großes Gewicht auf die menschliche Fähigkeit zu einer selbstbestimmten Lebensführung und verteidigte die Willensfreiheit.
Im Spätmittelalter erzielte die Aristoteles-Kommentierung des Simplikios eine beträchtliche Nachwirkung. Moderne Altertumswissenschaftler schätzen seine Schriften als wertvolle Quellen für frühere Epochen der griechischen Philosophiegeschichte, insbesondere für die Zeit der Vorsokratiker, denn er hatte Zugang zu einer Fülle von heute verlorenem Material. Wegen seiner Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit in der Auseinandersetzung mit älteren Lehrmeinungen sowie seinen durchdachten Analysen und umsichtigen Stellungnahmen gilt er als einer der bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit.